25. Mai - 27. Mai / Marokko

Mit dem Fahrrad durch Marokko

 

 

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25. Mai  / Marokko / Botschaft Nummer zehn auf meiner Reise 

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Sommer 2007, ich bin Tauchlehrer in Ägypten und möchte mit meinen Tauchschülern ihre letzten Tauchgänge vom Boot aus machen. Das ist so eine kleine Belohnung für die Strapazen der letzten Tage am Hausriff. Man fährt mit den anderen Tauchern zu den Außenriffen.

Der Platz wo die Taucher abgeholt werden ist gleich an der Fachschule, leider voll in der Sonne, der Betreiber des Hotels wo die Basis ist erlaubt nicht, dass dort ein Sonnensegel aufgestellt wird, es passt nicht ins Bild.

Im Normalfall ist es auch kein Problem wenn alle Taucher pünktlich zum Start da sind, sind die Sachen schnell verladen und es geht raus aufs Meer.

Heute stimmt was nicht: ich schnappe mir den verantwortlichen Guide für das Boot wo wir mit wollen und frage was das Problem ist. Ich habe schon mitbekommen, dass es an der Küstenwache liegt  er muss die Papiere zum Auslaufen absegnen.

Ich frage den Guide trotzdem, denn obwohl ich als Tauchlehrer einen höheren Stand auf dem Boot habe ist er für den Ablauf zuständig. Es würde aussehen als wenn ich seine Arbeit nicht schätze.

Der Mann der die Ausfahrt genehmigt will uns nicht fahren lassen weil sein kleines Büro mit Schlafraum nicht gereinigt wurde. Das ist nicht unsere Aufgabe aber er versucht so Druck auf das Hotel auszuüben. Wenn er uns nicht fahren lässt dann hofft er wir machen Druck beim Hotel. Unser Hebel ist länger weil wir viel Geld für die Miete bezahlen aber es ist nicht normal, dass unsere Gäste warten müssen. 

Ich schnappe mir den Guide und lasse ihn ins arabische übersetzen da ich das nicht kann.

Schnell ist klar was er will es muss mal gereinigt werden bei ihm. Fegen und so, na und schon habe ich einen losgeschickt einen Besen holen und mit selbigen bewaffnet will ich in sein kleines Häuschen. Das geht nicht und ich weiß es. Er würde Ärger bekommen wenn das einer spitz bekommt, dass er mich bei ihm sauber machen lässt für die nötige Genehmigung. Eine Minute später setzen sich alle Taucher in Bewegung. Alles gut...

Ich lebte zu der Zeit schon fünf Jahre in dem Land und kannte ihre kleinen Machtspielchen. Gibst du dort in Ägypten jemanden  Macht dann bekommst du es zu spüren, meist läuft es auf einen kleinen persönlichen Vorteil des Machthabers aus.

Hier in Marokko scheinen die Uhren ähnlich zu laufen.

Das kam auch in dem Gespräch mit dem Vertreter für den Bereich Kultur in der Botschaft heute so etwa rüber.  Aber viel wichtiger ist, dass ich heute mal wieder auf was aufmerksam wurde. Inklusion muss nicht immer so aussehen wie bei uns. Ist es nicht auch eine Art Inklusion, wenn der Bettler vor einem Laden sitzt und vom Besitzer und den Kunden akzeptiert wird. Keiner nimmt Anstoß und ruft die Polizei.

Oder im Bereich Kultur, strebt man eine Zusammenarbeit im Sport, genauer Fussball der beiden Länder an. Es handelt sich um Frauenfußball, nicht so normal in einem muslimischen Land.

Das hat jetzt wenig mit der Inklusion behinderter Menschen zu tun aber in ärmeren Ländern sind die Schwerpunkte auch andere als bei uns. 

Behinderte Menschen haben hier noch einen anderen Stellenwert. Die Familie ist noch mehr gefordert als der Staat.

Es ist Ramadan und ich habe echt kein Problem damit, dass Menschen   ihrem Glauben folgen. Ich bin aber an keinen Gott gebunden so wie viele Ausländer hier. Da ein Moslem automatisch mit seiner Herkunft das Ganze mitmacht setzt man voraus, es ist so, fertig...

Ich habe nichts gegessen  und meine Vorräte an Getränken gehen zu Ende. Die meisten kleinen Läden haben zu, sie machen erst am Nachmittag auf. Es braucht ja niemand Essen oder Trinken.

Vom weiten sehe ich das große M und bin gespannt wie weit man das Spiel treibt. Das Geschäft brummt, man sitzt draußen im Schatten und lässt es sich "schmecken". 

Ran mit dem Junior und schon stehe ich in der Schlange. Drinnen will man mir schon begreiflich machen, dass das Rad da nicht stehen darf, Französisch spreche ich nun wirklich nicht und stelle mich doof.

Kaum bin ich draußen ist auch schon der zuständige Machthaber da. Er gibt mir erst auf französisch und dann auf englisch zu verstehen, das das Rad auf den Parkplatz muss. Der Platz ist gleich daneben ich könnte das Rad sehen wenn ich dort einen Platz bekomme, es ist echt voll. Meist junge Leute. Da kein Tisch frei ist wo ich mein Tablett abstellen kann drücke ich es dem Sicherheitsmann in die Hand. Schade, dass ich kein Bild von seinem Gesicht habe. Man sah der blöd aus. 

Dass das nicht geht war mir klar und er wollte mir zu verstehen geben, dass er das Rad wegbringt und ich das Tablett nehmen soll. Ich schob los und er stellte mein Essen auf einen Hocker. Na das war ja nicht was ich wollte, er sollte sich schon etwas blamieren weil er mich so zurecht wies vor allen Menschen hier. Ich stellte das Rad ab und wollte mein Essen erst einmal woanders hinstellen. Nun schnappte er sich das Rad und wollte losziehen, ich sagte, dass er das bitte lassen soll und er machte munter weiter. Tablett abgestellt Sicherheitsmann gestoppt. Er hielt, ich schnappte mein Essen und ging rein um eine Tüte zu besorgen. 

Als ich raus ging konnte man an den Gesichtern der Angestellten sehen, dass sie erleichtert waren, dass ich ging. Es war aber noch nicht vorbei. 

Ich setze mich auf dem Parkplatz neben dem Junior auf den Bordstein und aß

 Jetzt war es perfekt. das ging nicht, ein Gast und auch noch beim Ausländer sitzt doch nicht auf dem Boden.

Man war aufgeregt, man versuchte die Situation zu retten, alle redeten durcheinander und der Wachmann erklärte mir, dass das die Regeln sind. Ich sagte, dass ich das ja verstehe, es aber das erste Land ist, wo es ein Problem ist sein Fahrrad vor dem Geschäft abzustellen. 

Alle Gäste schauten und schmunzelten über die kleine Palastrevolution....

Ich war schon wieder ein gutes Stück weiter und freute mich noch darüber, dass Leute mit Macht in anderen Ländern es nicht ganz so einfach haben, man lässt sie nicht einfach gewähren und sie müssen auch damit rechnen eins auf den Deckel zu bekommen wenn man sich beschwert über eine unangemessene Handhabe. Im Kreisverkehr war ich drin und wollte zwei weiter wieder raus,  ein Autofahrer wollte mir zeigen, dass ich der Schwächere bin und wollte vor meiner Nase noch fahren. Er wollte, dass ich stoppe, Svente spielt eure Spiele schon lange mit und bremst nicht. Wenn der Ausländerbonus mal weg ist dann war es das. Also nicht bremsen wenn ich im Recht bin und man euch seinem Willen aufzwingen will. Sie können uns schlecht einschätzen und darum, machen sie nicht das gleiche wie mit Einheimischem. Auch wenn man über die Straße schiebt gilt das, ich weiß es sagt sich leicht wenn eine Tonne Stahl auf einen zu rollt. 

Kaum war ich raus aus dem Kreisverkehr hupte es neben mir. Ich dachte jetzt wird gleich einer meckern. Nein ein Mann winkte mir zu und reckte den Daumen in die Luft..Es war der Fahrer hinter mir, der wohl alles sah und es cool fand, dass ich mich nicht einschüchtern ließ.. Oh du schöne Matchowelt, zum Glück bin ich nicht viel anders. Wenn mir einer beweisen will wie stark er ist, ist er bei mir genau richtig...... 

Ich bin gespannt wie es in Spanien wird......

 

 

27..Mai / Marokko / Immer neue Situationen 

 

 

Eigentlich wollte ich 130 km fahren, es sah auch alles gut aus. Die Vorhersage für den Wind war gut und auf der Karte waren keine nennenswerten Berge zu sehen.

Was ich nicht mit in die Planung einbezog waren die Straßenverhältnisse. Die letzten Tage war alles gut, warum sollte sich das ändern. Gute Frage, eine Antwort könnte sein weil man eine schöne Autobahn gebaut hat und die alte Straße nicht mehr so wichtig ist. Man baut an einigen Abschnitten aber hat wohl Zeit. Und am schlimmsten, die ganze Straße ist weg und man fährt durch leckeren Wüstensand, also wenn man ein Auto hat. Ein Fahrrad schiebst du, oder du machst es wie ich und fährst durch den anliegenden Wald. Das ging gut der Boden war fest und kaum Unterholz vorhanden.

Es erinnerte mich an die Mongolei wo ich auch quer durch die Steppe bin weil die Straße weg war und nur eine Sandpiste die Richtung vorgab.

Heute ist etwas passiert worüber ich auf meiner Reise oft nachdachte es aber jetzt total vergessen hatte.

Viele Radfahrerkollegen berichten von Kindern die dich fahrend oder rennend begleiten und Geld oder Essen haben wollen. Sie veranstalten schon vom weiten Specktackel und versuchen dich zu stoppen. Sie sprechen dich auf französisch oder sogar spanisch an.  Ich gehe nicht drauf ein und rede deutsch mit ihnen. Das verschafft  mir etwas Zeit weil sie grübeln was ich für ein komischer Vogel bin. Ich wende auch meine Taktik an wie ich mit Hunden umgehe, ich lasse mich nicht beirren und fahre einfach weiter, mehr oder weniger durch sie durch . Die Taktik klappte ganz gut nur ein einziger Junge wollte wohl vor seinen Freunden besonders glänzen und hängte sich hinten an mein Fahrrad.  Ich stoppte ganz ruhig drehte mich um und er rannte weg, ich fuhr langsam wieder an und konnte meinen Weg fortsetzen. 

An einer Stelle wo schon wieder etwa zehn Kinder auf mich warteten hielt ein Auto und stukte die lärmende Meute zusammen und an einer anderen ging es sogar soweit, dass ein alter Mann andeutete, dass er die Kinder mit Steinen bewerfen würde, die er schon aufhob, wenn sie nicht Ruhe geben würden.

Also es ist wohl kein grundsätzliches Problem mit Ausländern .....

 

 

Ich hätte nicht gedacht, dass Marokko so tolle Plätze hat, super Aussicht beim Frühstück, das kleine Hotel ist toll in den Berg gebaut, die ganze Steilküste ist mit Häusern gesäumt. Der Vorabend war schon cool, ein Hammer-Sonnenuntergang . 

Berge und Sonne erwarten mich, ist die Vorbereitung auf das was kommen wird. Ich werde die Pyrenäen überqueren von Spanien nach Frankreich. Ich bin schon gespannt.

Eine so herzliche Frau habe ich schon lange nicht mehr getroffen, sie ist mit sich im Einklang. Sie lebt aber auch an einem besonderen Ort. Larache besser Od Medina ist eine alte Stadt mit Festung. Franzosen , Portugiesen, ich glaube auch die Spanier und natürlich Araber haben hier ihre Spuren über die Jahrhunderte hinterlassen. Kleine Gassen mit vielen Läden und noch mehr Kunstgalerien. l Die besagte Frau leitet schon viele Jahre ein kleines Hotel in einer der zahlreichen kleinen Gassen. Sie geht jeden Abend seit sie hier lebt runter zur Festungsmauer und beobachtet den Sonnenuntergang. Danach geht sie an den Strand und sammelt Holz um daraus kleine Kunstwerke zu machen

Das Holz ist besonders, sagt sie, keiner weiß wie lange es schon treibt und wo es her kommt. Vielleicht haben einige Stücke eine besondere Geschichte.

Man trifft wirklich selten Menschen die so glücklich sind, jeder Abend  ist etwas besonderes für sie, jeder Feierabend eine kleine Zeremonien. Sie lädt die Gäste immer ein ihr zu folgen, ich folge ihr gerne und wir reden darüber, dass sie ihren Lebensabend gerne mit einem eigenem kleinen Laden beschreiten würde wo sie ihre Kunstwerke verkauft, auf dem Rückweg zeigt sie mir auch einen Laden den sie gerade versucht anzumieten Schön: ein Plan - kein Traum.

Das Abendbrot gibt es auf dem Dach des kleinen Hotels, eine tolle Terrasse unter dem Sternenhimmel. Es sind alle Gäste da aus dem Hotel, die beiden Amerikaner, die mit dem Tandem unterwegs sind. Ein Spanier der in den USA lebt und mit seiner Schwester eine Reise über mehrere Monate unternimmt. Ein junges deutsches Paar die einfach gebucht haben   was ihnen preiswerte Flüge bescherte, so entstehen auch tolle Abenteuer. Ja und ich. Jeder brachte etwas zum Essen mit, ich hatte nichts, ich wusste ja nicht, dass man sich trifft, es war nicht schlimm alle meinten es ist ja genug da und ich bin herzlich willkommen..

Ich habe hier echt ein paar super nette Menschen getroffen, auf Reisen begegnet man besonderen Leuten, hinter jeder Begegnung steckt eine eigene Geschichte. Ich redete lange mit dem jungen Deutschen.. Er saugte meine Geschichten von der Reise auf dem Fahrrad förmlich auf und ich denke er wird auch mal einige Reisen auf dem Rad machen. Oder bleibt es nur ein Traum?

 

 

ACH, UND SCHREIBT RUHIG MAL EINEN KOMMENTAR - ICH FREUE MICH DARÜBER 

 

 

Am 11. August haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....

Und für alle die lieber Schlager hören bin ich am 04. August auf B2, dem Schlagersender schlechthin, zwischen 11 und 12 bei Dagmar und Micha zu hören.  https://www.radiob2.de

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