18. Februar - 20. Februar / Mexiko - USA

Mit dem Fahrrad durch Mexiko

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

Eine Leseprobe zu meinem Buch HIER

 

18. Februar / USA / Nichts für jeden Tag 

 

 

 

Um Sechs wird es langsam hell, meine Deckung war nicht gut genug um auszuschlafen, ich bereitete also schon alles vor um schnelle aus dem Zelt zu schlüpfen, wenn ich draußen was sehe, zum Zusammenpacken. Ich musste meine Sachen im Dunkeln verstauen, Licht konnte ich nicht anmachen, man hätte mich sofort entdeckt. Auch in der Nacht hatte ich kein Licht an. Mein Telefon, auf dem ich das Buch von Heinz Helfgen am Abend noch gelesen hatte, das hatte ich mit in den Schlafsack genommen und ihn mir wie als Kind über den Kopf gezogen um noch heimlich zu lesen. Alles was du als Kind lernst hilft dir im späteren Leben, ja auch so einfache Dinge.

Dieses im Dunkeln verpacken wäre was für Annett gewesen. Sie ist wie alle Frauen die ich kenne, sie muss alles sehen. Ich beobachte Frauen immer ganz genau wenn sie in ihren Handtaschen wühlen. Der Kopf steckt bis zur Hälfte mit in der Tasche um sehen zu können wo der gesuchte Gegenstand nun ist. Kein Wunder das Frauen nichts finden, es ist nicht genug Platz zum Suchen wenn der Kopf auch noch dirn ist. 
Liebe Frauen es gibt einen tollen Sinn, das Tasten. Wenn ihr den schärft braucht ihr eure Tasche nie wieder auskippen, oder ihr räumt mal alles raus was nicht unbedingt mit muss. Dann tut euch bei Shoppen auch das nächste Male nicht die Schulter weh weil der Trageriemen sich schon einschnürt. 

Es wurde hell, jetzt schnell raus und das Zelt erst einmal so zusammen legen, dass man es nicht mehr von der Straße sehen kann. Taschen ans Rad und Stangen Raus aus dem Zelt. Noch nicht ganz wach und schon der erste Platten. Ich musste mir gestern beim reinschieben in die Wüste etwas eingefahren haben. Jetzt packte ich erst einmal alles, pumpte auf und schob aus meiner Deckung raus. Ein paar hundert Meter weiter war eine gute Stelle zum Flicken. Es war noch hundekalt und meine kleinen Fingerchen frohren beim Basteln.

Das Gute war es hatte sich zu gestern Abend nur der Stand der Sonne geändert, Gegenwind und üble Steigungen blieben mir erhalten, ich musste mich also auf keine neuen Sachen einstellen und musste nur radeln.

Im Internet hatte ich ein Restaurant mit einem Laden gesehen und hoffte, dass dieser schon offen war, der würde wohl nie mehr öffnen, er war wohl schon lange  geschlossen. Das Haus sah aus als sei es schon eine Weile verlassen. Jetzt hatte ich ein Problem, ich hatte nur noch drei Liter zum Trinken, ich rechnette mir mal wieder aus wie viel ich in einer halben Stunde trinken darf um bis zur nächsten Stelle zu kommen wo es hoffentlich Nachschub gibt.  
Eigentlich wollte ich gar keine Leute fragen wegen Wasser, aber es ergab sich was echt Schönes. An einer Raststätte mit Toilette und so, da fragte ich einen Mann ob er weiß, ob man das Wasser hier trinken kann. Er meinte, dass das in Ordnung wäre. Ich nehme solches Wasser immer als Reserve falls ich nirgens mehr was bekomme. Besser Durchfall als verdursten. Ich ging rein und wollte meine Flasche unter den Hahn halten, die Waschbecken waren so flach, dass das nichts wurde. Ich war auf dem Weg nach draußen um mir etwas zum umfüllen zu besorgen. Der alte Mann hatte das mitbekommen und schenkte mir eine Flsche Wasser. Sein Sohn kam dazu und ich musste meine Geschichte erzählen. Das bekamen auch die anderen mit die dort gehalten hatten. Ich bekam von allen Seiten Wasser und noch ein paar Burittos. Ich bedankte mich bei allen herzlich und stieg in den Sattel. Wieder nur gute Menschen, Leute bringt mehr gute Nachrichten in den Zeitungen und im Fernsehen.

Jetzt war ich wieder voll im Rennen, ich hätte noch eine Nacht in der Wüste bleiben können. Aber wie? Ich fuhr auf die Grenze zu und wer weiß ob die Mexikaner da nicht auch rumfahren wie die Amerikaner. Außerdem war noch nicht raus wie weit ich wirklich bei den Bedingungen komme.

Nach etwa 100 km wante sich die Straße so, dass ich seit Tagen mal Rückenwind hatte. Es geht bis auf ein paar Spitzen bergab, heute wirst du noch bis zur Grenze fahren. Das stand fest. Am Abend suchte ich mir gemütlich ein Hotel kurz vor der Grenze, ich war über 150 Kilometer gefahren und glücklich, dass ich nicht wieder ewig einen geeigneten Platz zwischen Straße und Stacheldraht suchen musste. Ich hasse diesen verdammten Draht. Du bist auf der Straße gefangen......

 

19. Februar  / Mexiko - USA / Kein Wunder 

 

 

Meine letzte Nacht in Mexiko lag hinter mir, es geht zurück in die Staaten. 
Mexiko ist ein Land das bei meinem Kurzbesuch einen armen aber auch freundlichen Eindruck gemacht hat. Die Menschen sind sehr zurückhaltend aber super freundlich wenn man sie erst einmal angesprochen hat. 

Am Grenzübergang gab es keine Probleme, ich hatte mir Gedanken   gemacht weil ich bei der Ausreise in Columbus/NM von dem Amerikanern keinen Stempel bekommen hatte.
Es ging alles reibungslos, selbst der Junior ging ohne Kontrolle über die Grenze, einzigst ein Drogenhund wurde einmal von den Autos abgerufen und schnüffelte an meiner Ausrüstung. Na hoffen wir, dass ihm von meinen dreckigen Sachen nicht übel wird. Ich brauche unbedingt eine Wäscherei. Ich drücke zwar bei jeder Gelegenheit meine Sachen mit klarem Wasser durch aber das ist  eher so um sich selbst etwas wohler zu fühlen. Die Sachen kleben dann wenigstens  nicht mehr auf der Haut.
In Presideo/TX sah es nicht viel besser aus als in Ojinaga/Mexiko, ein kleines Nest in dem einige Häuser verlassen waren. 
Die Bank war zum Glück noch in Betrieb, ich hatte mein letztes Geld in Mexiko in Getränke umgesetzt, Essen hätte ich auch gebraucht traute mich aber nicht es zu kaufen. Die Einfuhr ist nicht erlaubt. 
Meine wirklich letzten Peso habe ich einem alten Mann gegeben der im Rollstuhl saß und neben dem Supermarkt versuchte über die Präsentation seines amputierten Beines etwas Geld zu bekommen.

Jetzt aber ab noch etwas Verpflegung kaufen  und ab in den Nationalpark. Auf dem Weg ins Geschäft musste ich immer schmunzeln über die Amerikaner. Die Bank war noch zu aber es gab einen Automaten, du musst nicht extra aussteigen, wie in einem Parkhaus an den Automaten fährst du einfach ran, steckst die Karte rein und folgst den angegebenen Schritten. Müssen die hier nie irgendwo hin laufen. Kein Wunder, dass viele mehr Gewicht haben als nötig.

 

 

20. Februar / USA / Macht euch nicht selbst verrückt

 

 

Ein super Morgen, du bist gerade am Rio Grande wach geworden. Gut du siehst ihn nicht es ist noch dunkel und dein Zeltplatz ist etwa 50 Meter hinter dem Schilf. 
Viel wichtiger daran ist, dass du weißt, dass er da ist.  Als du den Junior von der Straße runter in die kleine Ebene direkt am Fluss gesteuert hast konntest du sehen wie er sich durch die Schlucht schlängelte in der du seit Stunden mühevoll auf und ab fährst. 
Dieser Nationalpark ist so gewaltig, dass er in dir Gefühle aufkommen lässt wie in Sedona oder am Grand Canyon. Doch was hier noch dazu kommt ist, dass der Name dich an fast vergessene Zeiten erinnert.
Western- und Piratenfilme, deine Kindheit und Jugend war voll davon. Helden die eigentlich die Bösen waren. 
Oh Mann wie oft wurden gestohlene Rinder mit einem neuen Brandzeichen versehen und über diesen Fluss getrieben. War das andere Ufer, das rettende Mexiko erreicht dann konnte der Marshal nichts mehr machen, man war weg.
Nach dem packen war die Sonne schon am Himmel und die Felsen strahlten in den herrlichsten Farben.  Wow, diese Gegend ist nichts für Radreisende, zu schnell ist dein Proviant aufgebraucht und du musst wieder raus aus dem Gebiet um dich mit lebenswichtigen Dingen zu versorgen. Wasser könnte ich durch meinen  Filter aus dem Fluss trinken, Jagen ist aber verboten. Und selbst wenn ich ein Tier fangen könnte würde ich es nicht töten können.
Ein Stück weiter war ich dann auch an einem original Drehort  für einen Western aus den 80er Jahren. 
Ich bin ein paar mal fast auf die Nase gefallen aber ich musste runter über das Geröll um Bilder zu machen. Ich in einem Dorf am Rio Grande das nie wirklich existierte, nur reine Fiktion ist. 
Irgendwann wendete sich die Straße ab vom Fluss und führte ins Landesinnere.
Das herrliche Gefühl der Freiheit war vorbei, gab es in dem Park kaum Stacheldraht so waren hier wieder Privatgelände die es gilt zu schützen.  Hm, schönes freies Amerika.. ..
Irgendwann hatte ich mal wieder einen der vielen Hügel (Berge?) erreicht und schaute ins Tal, da unten war der Ort wo es Verpflegung gibt und eine Möglichkeit zu Übernachten. Mein Problem Stacheldraht hat mich ja wieder eingeholt. 
Hier gab es auch Netz, in fast zwei Tagen fällt so viel an, dass mir fast der Kopf raucht, Annett muss als erste wissen, dass es mir gut geht.
Plötzlich hielt ein Auto, ich hab nichts drauf, ich stand an einem Aussichtspunkt, ich hörte wie die Tür klappte und dann Schritte.  Es waren die Schritte einer einzelnen Person. Sie bewegten sich aber nicht zur Schlucht hin sondern in meine Richtung, jetzt musst du doch mal schauen was da ist. Ich blickte vorsichtig zur Seite und als erstes viel mir das Fahrrad auf dem Dach auf. 
Gut, er will mit dir reden über das Radfahren. Seine erste Anmerkung machte mir gleich wieder klar, was ich gerade vergessen hatte. Er sagte, dass der Wind heute ziemlich stark ist, schlecht zum Radfahren. Ich sagte ihm, dass ich es nun schon gewöhnt bin, dass der Wind meistens aus der falschen Richtung kommt und dass ich das jetzt schon seit zehn Monaten so habe. 
Daraufhin sprudelte es aus ihm raus. Stopp, Stopp sagte ich und dass er langsam reden soll da ich Deutscher bin. Na dann können wir ja deutsch reden meinte er. Er hatte einen Akzent wie ein Holländer. Als ich ihm das sagte da meinte er, dass er Amerikaner ist und von einem Schweizer gelernt hat. Hehe, alles in einen Topf es wird schon was dabei heraus kommen. Das kam es auch, sein deutsch war gut, nach ein paar Minuten zog er weiter und ich rollte den Berg runter um gleich wieder hoch zu fahren.  Noch etwa 150 km dann wird es besser, die zwei Tage halten wir noch durch sagte ich meinen schmerzenden Muskeln und trat mit Kraft in die Pedalen.....

 

 

Am 24. März haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....

Und für alle die lieber Schlager hören bin ich am 03. März auf B2, dem Schlagersänder schlechthin zwischen 11 und 12 bei dagmar und micha  zu hören.  https://www.radiob2.de

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Kommentar von Claudia Harfst |

Abenteuer pur! Viel Glück weiterhin!!!

Antwort von Sven Marx

So soll es sein....  Vielen Dank

Kommentar von Tim |

Glückwunsch zur Tour, die USA wollte ich auch immer beradeln, vielleicht klappt es ja irgendwann :-) Alles Gute, TIm

Antwort von Sven Marx

Also, da solltest du genau schauen wo du hin fährst, es ist nicht gerade ein Fahrradland. In einigen Gegenden wirst du als Radfahrer auf der Straße sogar angefeindet.

Kommentar von Wolfgang |

Hallo lieber Sven,
kurz vor meinem Urlaub habe ich mir Dein Buch „ Aber Du bist doch behindert „ gekauft und derzeit bis zur Hälfte gelesen. Unfassbar, wie Du Deine schwere Krankheit mit einem dermaßen starken Willen überwunden hast ... meine herzliche Gratulation. Ich bin mir sicher ... Du bist ein total sympathischer und lieber Mensch. Es grüßt Dich und Deine Annett recht herzlich ... Wolfgang - bis Ende März 2018 noch in La Madrague- Südfrankreich.
Übrigens - ich kann nur jedermann empfehlen - lest alle das Buch von Sven ... Weltklasse !!!

Antwort von Sven Marx

Na WELTKLASSSE hört sich gut an, und ehrlich so überragend war es nicht. Ich wollte und will nur leben. Darum klingt das in dem buch wohl alles etwas locker. Es ist auch ganz einfach. Leben um zu leben, jeden Tag.

Schade, dass ich nicht durch Südfrankreich komme, ein tolles glas Wein und ein gutes Gespräch wäre einen Stopp wert.

Dankenoch einmal für die Bewertung meines Buchs und viele Grüße aus den Staaten 
Icke

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