17. Dezember - 19. Dezember / Neuseeland

Mit dem Fahrrad durch Neuseeland

 

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

Eine Leseprobe zu meinem Buch HIER

 

 

 

17. Dezember /Neuseeland / Ich bleibe noch

Ich bin früh los, ich will bis 14 Uhr durch sein. Das Wetter ist nicht so toll, es wechselt immer mal und ich hänge immer noch mit dem Blog hinterher. Mein größtes Problem sind die Bilder, es dauert ewig bis sie im Blog sind. Wenn ich ein vernünftiges Netz hätte wäre alles einfach, ich würde die Bilder in ihrer vollen Größe hochladen. Das Netz ist zu schmal und so muss ich jedes Bild wirklich erst einmal einzeln verkleinern um es dann im Paket in den Blog zu laden. Grausig, ich brauche eine Sekretärin..

Viele Baustellen, Schäden des Erdbebens, begleiten mich. Das ist die Strecke die der Bremer den ich vor ein paar Tagen traf genommen hatte. Hier war er der erste Radfahrer seit Monaten.
Wiki schreibt: 

Erdbeben in Neuseeland gehören aufgrund ihrer Häufigkeit zum Alltag der Neuseeländer, denn sie sind immer präsent. Mit durchschnittlich 20.000 registrierten Erdbeben pro Jahr[1], 100 bis 150 davon stark genug, um zu einer gefühlten oder gar zu einer ernsthaften Bedrohung zu werden,[2] gehört Neuseeland zu einem der erdbebenreichsten Länder der Erde (siehe Global Seismic Monitor).
Laut GeoNet, dem Geologischen Netzwerk des Institute of Geological and Nuclear Sciences (GNS Science), war das Jahr 2016 mit 32.828 registrierten Erdbeben das bis dahin erdbebenreichste Jahr seit den Aufzeichnungen durch das Netzwerk. Zwei Erdbeben davon über der Stärke 7.0, 10 Beben der Stärken zwischen 6.0 und 6.9, 122 zwischen 5.0 und 5.9, über 80.000 Bergrutsche, zwei Tsunamis und ein Vulkanausbruch, das sind weitere Teile der Bilanz für das Jahr 2016, das von den Geologen des Netzwerkes deshalb auch den Namen „The Groundbreaker“ verliehen bekam.[1]

Ich erwischte, glaube ich, einen der teuersten Zeltplätze im ganzen Land. Der Verbrecher lotste mir 25 Dollar aus der Tasche, für die Dusche musste man bezahlen, Internet fünf Dollar und Wäsche waschen 4 fürs Waschen und 4 fürs Trocknen. 
Ich habe bis jetzt immer so zwischen 5 und 20 Dollar für die Nacht bezahlt, 15 - 20 ist es meistens. Internet ist ganz oft frei oder kostet zwei Dollar. Wäsche waschen kostet zwischen 2 und 4 Dollar, meistens 4, das Trocknen kostet meistens 1-2 Dollar.
Ich sagte ihm, dass ich mir das überlege, ging raus und stöberte im Netz. Nichts gutes in der Nähe. So ein Fahrrad bringt andere Anforderungen als ein Auto mit sich. Im Auto wäre ich die 40 km bis zum nächsten Platz gefahren. Hier ging ich wieder rein und nahm den Platz. Mein Waschtag viel aus und Internet  nutzte ich von meiner Karte. Wobei das hier in Neuseeland teuer ist. 

 

 

18. Dezember / Neuseeland / Tja, wieder eine Verwarnung 

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Das Meer in Neuseeland ist wunderschön, eine echt tolle Farbe, türkis vom feinsten, ach einfach malerisch. Was nicht so dazu passt ist der Sand der Strände, er ist schwarz, Lava eben. Es soll aber auch schöne weiße Strände hier geben, also perfekt. 
Anfangs dachte ich, ich spinne, das Meer hat nach Fisch gestunken, extrem. Die Ursache sind Kelpwälder, ich habe sie erst nicht so wahr genommen, die See war ja rechts, meine schwache Seite, das rechte Auge fängt an zu zucken wenn ich nach rechts sehe, dann habe ich auch noch bewegte Doppelbilder, einfach herrlich. Oder so. Irgendwann hatte ich aber mal eine Pause gemacht und stand genau davor, jetzt war alles klar. Wahnsinn wie groß die Ausbreitung dieser Wälder am Ufer war.

Ich passierte wieder eine Baustelle die reihen sich hier echt aneinander, die Straße ist eigentlich schon so gut wie fertig, man baut nach 19:00 Uhr dann ist die Strecke wieder gesperrt bis morgens. Das Problem sind die Schienen, sie sollen aber bis zum Jahresende auch fertig sein. Durch das Erdbeben muss einiges zerstört worden sein. Brücken sind wohl einfach um ein paar Meter verrückt gewesen, Tunnel eingestürzt und die Gleise verdreht.
Als ich die Einfahrt zur Baustelle passierte da grüßte ich die zwei Frauen die in dem kleinen Häuschen am Straßenrand ihren Dienst leisteten. Sie geben über Funk glaube ich die Lage des Verkehrs durch. Eine brüllte mich gleich an ich solle meinen Helm aufsetzen. Es hätte mir gereicht wenn sie mich auch freundlich gegrüßt hätte. Ich grüße hier ziemlich viele Leute in den Baustellen, sie haben gute Arbeit geleistet für ihr Land und die Menschen die darin leben. Die gute Dame in dem Häuschen war etwas übereifrig, oder früher bei der Polizei. 
Ich machte, dass ich weg kam. Nur ein paar Meter weiter brüllte gleich der nächste über die Straße. Ich tat weiter als wüsste ich nicht wen sie meinen. Zweihundert Meter weiter stand ein Streckenposten. Sie drehen immer Schilder um wo draufsteht GO oder STOP, jeweils rot und grün. Ich fuhr ran und fragte ob ich halten soll, weil das Schild etwas hilflos in einem Ständer stand, bisher hielten die Posten es immer in der Hand. Er meinte nur ich solle ruhig weiter fahren aber aufpassen, dass ich am Rand bleibe wegen dem Gegenverkehr. Eigentlich gut, dachte ich, so halte ich nicht den Verkehr auf. Wieder etwa 500 Meter weiter sprang einer auf die Straße und wedelte mit den Armen. Ich musste an den Rand und er sagte mir, dass ich den Helm aufsetzen muss. Ich fragte warum. Er meinte, das sei in der Baustelle gefährlich und es sei ja so und so Gesetz. Ich zeigte ihm meine Naben und erklärte ihm, dass mir der Kopf nach einer Weile platzt. Er verstand mich gut und funkte  durch. Am anderen Ende war eine Frau, War es die Dame die ich hätte besser nicht grüßen sollen? No way. Ich fragte wie lang die Baustelle ist und sagte, dass sechs Kilometer ok sind. Der Helm landete auf meinem Kopf und ich wünschte der Dame die mal bei der Polizei war oder vielleicht noch zu dieser will, dass sie einen Tag lang Kopfschmerzen hat und dabei immer an mich denken muss. Nicht extrem nur so, dass sie an mich denken muss. 

Es folgten noch weitere Stopps durch die ich einfach durch fuhr. Ich hielt mich immer noch an die Anweisung vom ersten Posten und blieb einfach bei Gegenverkehr am Rand.

Es war geschafft, die Baustelle lag lange hinter mir, ich schaute mich noch einmal um, denn es waren immer Pick-ups von der Baufirma hinter mir um wohl zu schauen ob ich den Helm trage. Ich hielt zweimal extra an um zu sehen ob sie auch halten. Sie hielten. Sie wechselten sich aber immer ab. War das ein Spiel, wollte man vermeiden, dass ich mich beobachtet fühle, so wie bei Verfolgungen im Krimi. 

Naja ich war durch, Helm runter, es war alles noch gut, keine Anzeichen von Kopfschmerzen. 

Kaum war ich hundert Meter gefahren, ein schwarzes Auto überholte mich und es gingen im Innenraum blaue und rote Leuchten an. Eine Polizistin sprang mit Schwung aus dem gerade geparkten Wagen und redete so schnell, dass ich es wohl auch nicht als Einheimischer verstanden hätte. Das wichtigste Wort war wohl Helm denn das konnte ich mehrmals vernehmen. 
Haben die wirklich die Bullen gerufen, man ist diese Frau schlecht. Da grüßt man sie freundlich in ihrem Häuschen und sie setzt die halbe Armee von Neuseeland in Gang. Ich kann gar nicht zählen an wie vielen Polizeiautos ich vorbei gefahren bin und wie viele mich überholt haben. Jedes mal habe ich erwartet, dass was über die Lautsprecher kommt. NICHTS...
Stopp, Stopp, Stopp sagte ich, sie stoppte und schaute mit großen Augen. War wohl noch nicht passiert, dass ihr einer ins Wort fällt. Sie schaute fast wie meine Liebste wenn sie erzählt was wieder so los war und ich sie einfach unterbreche. Was für ein Gesicht...
Sie holte gerade wieder tief Luft um nachzuladen. Ich ergriff schnell noch die Gelegenheit um ihr zu sagen, dass ich aus Deutschland komme und sie bitte langsam sprechen soll. Ok, es ging wirklich um den Helm und darum, dass ich an den Schildern wo Stop steht zu halten habe, DA HÄLT JEDER. Betonte sie. Ich erklärte, dass mich der erste durch gewunken hat und ich dachte, dass das für alle Posten galt, das stimmte sogar. ABER der Helm, es gibt ein Gesetz. Ich zeigte meine Naben und erklärte ihr, dass ich Kopfschmerzen von dem Ding bekomme und dann Tabletten nehmen muss damit ich einigermaßen mit dem Ding fahren kann. Ich zeigte ihr zu den Naben auch noch die Tabletten. 
Es war ihr echt egal, sie zuckte nicht einmal. Das Gesetz sagt, dass der Helm zu tragen ist. Ich fragte gleich mal ob es Ausnahmeregelungen gibt, ob ein Schreiben vom Arzt reichen würde. Ich müsse dann mit dem Schreiben zu irgendeinem Verkehrsamt. Na wohl so wie bei uns...

Es half alles nichts, Helm auf und weiter. Mist, Mist, Mist... Ich war über 1.000 km durch Australien gekommen und ein paar hundert Kilometer hier und nun diese .... an der Baustelle. Naja, es waren noch so 200 km bis zur Fähre, danach werde ich es erst einmal wieder ohne Helm probieren. Hier war es mir zu heiß geworden. Sie hatte meine Personalien aufgenommen und mir eine letzte Verwarnung gegeben. Das war die Zweite, hoffe ich komme hier noch heil raus ... 

Wir Berliner sind echt knorke, egal wo de hin kommst ener von uns is schon da. Hier waren gleich zwei Berliner auf dem Zeltplatz, also eine und einer. Wir sprachen darüber, dass sie hier unterwegs sind und dabei immer mal arbeiten. Von dem Geld reisen sie dann weiter. Coole Sache, schade, dass wir früher sowas nicht machen konnten. Ich wäre wohl nur so unterwegs gewesen. 
Als wir uns so unterhielten fiel mir wieder ein Mädchen ein, dass eins dieser Schilder in einer der vielen Baustellen hielt, als ich kam wurde gerade Stop gezeigt. Ich dachte sie sieht aus als ob sie friert, sie war voll eingepackt. Sie sagte, dass es unglaublich ist, dass ich nur so mit Socken und offenen Schuhen unterwegs bin und auch sonst nicht viel an habe. Ich sagte, dass ich den ganzen Tag am Verbrennen bin, dass der Körper ständig heizt seit Deutschland. Und siehe da, wir sprachen weiter auf deutsch. Auch sie war hier in dem Work and Travel Programm.  

 

19. Dezember / Neuseeland / Habe Zeit und bin nicht weiter gefahren

 

Die höchsten Berge seit Tagen, ich bin platt. Ich habe mir mal vor einigen tausend Kilometern gesagt, dass ich schiebe wenn ich nur noch 5 km/h bergauf fahre. Es macht für mich keinen Sinn zwar oben anzukommen aber total im Arsch zu sein. Da schiebe ich lieber mit 3 km/h und bin aber nicht außer Puste. 
Es war mal wieder soweit, ich schob. Das war auch gut so, der Seitenstreifen war praktisch gleich Null und wenn du so ein schweres Rad bei Wind in einen Berg lenkst dann kommst du ganz schön ins eiern. Wenn da mal ein Autofahrer denkt er muss noch schnell mit 100 Sachen vorbei hast du es erlebt...

Oben am Berg war der Wind so stark, dass ich kaum schieben konnte. Ich schrie den Wind an, was er denn von mir will. Ich fragte echt ob er denkt, dass er mich stoppen wird. Ich schob, und schob, ein Bein vor das andere und der Junior war meine Stütze. Wir schaffen alles was wir wollen, notfalls schieben wir eben.

Nach jedem Berg kommt eine Abfahrt, und wenn man Glück hat ist man durch, sonst war es ein kurzes Vergnügen und du stehst in der nächsten Steigung. Aber für heute war Schluß, es ging bergab und blieb so. Im Tal angekommen checkte ich meine Mails und rief den Botschafter an. Das Telefonat mit dem Botschafter war als wenn ich mit einem guten Bekannten einen Termin mache. Ich sagte ihm, dass ich am 20. in der Stadt sein werde. Wir verabredeten uns zum Essen und gut. So einfach geht das wenn du erst einmal ein Bein in der Tür hast und die jeweiligen Botschafter echt super drauf sind, bis jetzt habe ich einen Erfolg nach dem anderen gehabt und von Mal zu Mal wurde ich noch besser. Ich danke den Vertretern unseres Landes echt, dass sie mich so unterstützen den Inklusionsgedanken in die Welt zu tragen....

 

 

Am 20.Januar haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....

 

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Kommentar von Claudia Harfst |

Wow. Echt ätzend, diese Helm-Regel. Hat mal eine "besorgte Mutter" durchgesetzt, deren Sohn nach einem Fahrrad-Unfall einen Hirnschaden hatte. Wird aber auch in NZ + Australien diskutiert, weil es a) wenig Schutz bringt und b) viele Leute vom Radfahren abhält, von daher mehr der Gesundheit schadet als nutzt. – Und ja, das hatte ich vermutet: Dass die Strecke NH1 von Christchurch nach Picton echt ätzend ist. Würde ich jedem Radler von abraten. Wenn ich mich recht erinnere, ist es dort auch verboten zu hitchhiken!

Antwort von Sven Marx

Hm, ein paar Tramper habe ich gesehen, weiß nur nicht mehr wo das war.

Den Helm bin ich los, habe ihn verschenkt. 

Helme sind wirklich so gut wie unnütz, bei einem Unfall mit einem Auto lösen sie sich einfach in Luft auf. Bis 30 km/h für einen eventuellen Sturz reichen da nicht.

Ist wie bei Crashtests bei Autos: ja nach Situation zwischen  30 und 64 km/h. Naja.

Mehr Radfahren wäre auch gut hier. ist wie fast überall auf der Welt, die Leute sind zu dick und hier sehen einige aus wie in der USA.

 

Kommentar von gidius,marlies |

Hallo Sven ,Junior ,Mapsi,
lese Deinen Blog 3 mal durch um alles zu verdauen, was Dir so widerfährt. Dir kann man kein X vor dem U machen .Du weißt was Du willst- und, was Du nicht willst.- AUFGEBEN!!- Nehme auch die nebensächlichen Dinge aus Deinem Blog auf .Der Gesichtsausdruck der" Möchte- Gern- Polizistin" (wg. Helm). Verglichen mit Deiner Liebsten, wenn Du sie mal unterbrichst. Sven Du bist nicht nur ein Globetrotter in weiter Ferne, würde sagen Frauenversteher. Du brauchst eine Sekretärin schreibst Du. Bin dabei. Marlies

Antwort von Sven Marx

Frauenversteher ganz klar, hatte ich erwähnt, dass ich Stier im Sternbild bin. Ich brauch nur eine ins Auge zu schaun..... Und ansonsten ist meine Frau eine typische Frau, die lange Zeit mit ihr hat einfach einige Erfahrungen gebracht.

Hatte ich auch geschrieben, dass die Sekretärin das leider als Ehrenamt machen muss bis ich mal zu Geld komme.

Den Helm habe ich gerade verschenkt, der macht mir keine Sorgen mehr.....

Bitte addieren Sie 2 und 4.

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