02. März - 04. März / USA

Mit dem Fahrrad durch die USA

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

Noch kein Geburtstagsgeschenk? - Eine Leseprobe zu meinem Buch HIER

 

02. März / USA / Und dabei fing der Tag an als wolle er ganz normal sein

 

 

Hey, wer ist nicht begeistert wenn der Wecker zwei Stunden später klingelt. Naja fing es da nicht schon eigentlich an, dass der Tag einige Dinge mit sich brachte. Um neun fuhr ich los, das ist sonst meine Zeit wenn ich im Sommer in Europa starte, es ist so wunderbar wenn es lange hell ist, einfach unbeschwert in den Tag radeln. Nicht Angst haben müssen, dass es plötzlich dunkel ist.

Ich habe mich mit einem Freund von Claudia getroffen. Nicht nur, dass sie mir bei der Veröffentlichung meines Buches absolut super geholfen hat, nein, sie kennt hier überall Leute die mich unterstützen. Hier in Austin hat sie auch einen Freund, zu ihm konnte Annett meinen Winterschlafsack senden. Ich liege gerade drauf. Hammer, wer etwas Ahnung hat, dieser Kuschelsack hat 800 Gramm Daunen. Ich liebe ihn und freue mich über kommende kalte Nächte die ich eingemummelt wie ein Hundewelpe in meinem Schlafsack tief und fest schlafen werde.

Ja, mein anderer muss nach Deutschland, er soll in die Reinigung und wenn ich im Juni Annett treffe dann tauschen wir wieder. Er ist für die wärmeren Zeiten, hat nur halb so viele Daunen, ist natürlich viel kleiner. Wir trafen uns also gleich bei UPS so musste ich nicht mit dem extra Sack erst lange durch die Gegend fahren. Ein herzliches Hallo und die Frage wie man den Namen von Claudias Freund eigentlich ausspricht. Er konnte es ganz einfach sagen, ich blickte blöd in die Gegend, versuchte es vier mal und lies es einfach. Guõbrandur wollte nicht über meine Lippen. Er sagte die Amerikaner nennen ihn alle Brand.
Ich tauschte die Säcke und wir gingen in den Shop. Natürlich kann UPS auch nach Deutschland liefern. Annett hatte sich bei mir beschwert, sie musste für den Versand in die USA 52 Euro bezahlen. Ich habe schon mit dem Schlimmsten gerechnet was ich jetzt zahlen muss, ich war echt auf einiges gefasst.
Kurz gewogen, ein paar Fragen zum ursprünglischen Preis und zum Zustand, neu oder alt und schon wusste ich was es kostet. Na ich hatte mich verhört, Englisch ist nicht meine Muttersprache und die verdrehen auch die Zahlen so, naja eigentlich machen wir das. Egal, ich fragte noch einmal nach und als die nette Dame den Monitor drehte wusst ich, dass mein Englisch besser ist als ich dachte. Ich hatte nicht nur 304 Dollar verstanden, es stand auch da. Brand schaute genauso blöd aus der Wäsche wie ich. 

Ich hatte echt mit 70 - 90 Dollar gerechnet, das war zu viel, der Schlafsack hat neu 250 Euro gekostet.

Brand fragte ob der Schlafsack schnell nach Berlin muss, ich sagte nein. Na dann auf zur Post. Im Gegensatz zur Post in Berlin ging alles hier schnell. Ich zahlte 51 Dollar und schon machten wir vor der Post ein Bild und verabschiedeten uns herzlich. 

Auf zum Fahrradladen und dann wird die Stadt etwas unter die Lupe genommen. Schläuche gab es, Flickzeug, Pannenspray und sogar ein neues Tretlager. Jetzt mussten sie nur noch die Schraube gelöst bekommen die ich vergurkt habe als ich mit dem Schlüssel zum lösen abgerutscht bin. Man hatte genau eine Chance und dann musste man der Sache mit Kraft zu Leibe rücken. Ich fragte ob sie einen Pressluftschrauber haben- einmal angesetzt und mit viel Druck den Schrauber auf die Schraube pressen, mit viel Glück war es das. Sie hatten keinen, für eine Fahrradwerkstatt auch ein Werkzeug was man seltener braucht. Man nahm den Junior mit nach hinten in die Werkstatt und nach zehn Minuten hörte ich, dass man es mit einem Hammer probierte, was sie machten, war mir nicht klar, aber ich dachte mir schon, dass es so enden kann. Wie oft hatte ich mit einem Hammer und einem kleinen Meißel Schrauben am Motorrad gelöst, es muss sich nur ein winziges Stück drehen diese Schräubchen.
Man fing auch an die Schraube auszubohren, naja nach 30 Minuten stand der Junior vor mir mit einer Schraube die nun nicht mehr mit normalem Werkzeug zu lösen war und der Aussage, dass man dafür länger braucht aber jetzt keine Zeit hat und Sonnabend auch nicht. Aber Sonntag wäre alles gut. Ich schluckte. Dann wären drei Tage hinüber. Ich fragte ob heute etwas später Zeit wäre, ich verstehe ja, dass die Kunden deren Bikes heute noch fertig werden müssen Vorrang haben. Nach viel hin und her stand fest, dass ich zwei Stunden später wieder im Laden sein konnte. 
Ok, das wird eine kurze Stadtbesichtigung, aber das Bike ist viel wichtiger. Also auf zum Kapitol in Austin. Schnell ein paar Bilder und dann mal was essen, man hatte ich Hunger.

Um 14.30 Uhr war ich zurück, zu früh aber ich musste auch noch ein paar Kilometer durch den Berufsverkehr an den Stadtrand, ich versuchte es einfach. Man ich hatte wieder Glück, sie waren mit den anderen Bikes früher fertig und der Junior wurde entladen und nach hinten geschoben. Jetzt war ein anderer Mechaniker am Werk. Er wirkte auf mich so ein wenig wie der Mechaniker bei dem Film Das Boot. Er wirkte in sich zurückgezogen aber nach kurzem Gespräch war klar er weiß was er macht. Und siehe da, nach 30 Minuten war das Bike wieder beladen und auf mein herzliches Dankeschön gab es sogar ein Lächeln von dem Mann mit dem gesenkten Kopf. Ein guter Schrauber, ich konnte heute einen neuen Trick lernen. Das zu erklären würde aber jetzt zu weit führen...

Boah was für ein Dusel, jetzt kann ich mein Rad endlich wieder richtig einstellen, es ist jetzt ein wenig schief, das ist nicht gut für meinen Riemenantrieb.

Zum Barbier will ich schon seit Tagen, immer ist alles voll oder es ist noch zu früh und die Läden sind noch zu. Auch heute bin ich schon an vier Läden vorbeigefahren wo die Leute saßen und warteten. Da plötzlich die Rettung, ein Schild wo drauf steht, dass man nicht warten muss. Und wirklich ich war gleich dran. Nebenan war auch ein Radladen und ich lies den Junior einfach ohne anschließen stehen. Als ich mit dem Mädel, dass mir die Haare machte ins Gespräch kam stellte sich raus, dass ich das Bike nicht so stehen lassen sollte da in Austin Fahrräder sehr beliebt sind. Tja was soll ich sagen. Meine Frisöse in Berlin hat schon ein Bild von mir und dem Junior im Laden bekommen, mit dem Hinweis sie soll doch mal mit ihrer Chefin reden....

Das Mädel war begeistert und fragte mich aus, am liebsten wäre sie gleich mitgekommen. Ich denke, dieser Tag hat ihr Leben verändert. Sie sprach von Büchern und Menschen die sie geschrieben haben und dass das zwar für sie spannend ist, diese Geschichten zu lesen, dass aber unwirklich ist eben niedergeschrieben. Jetzt sitzt bei ihr jemand auf dem Stuhl der ihr das einfach alles erzählt. Zum Abschied drückten wir uns ein paar mal und fingen immer wieder an zu reden. Als ich nach dem Preis fragte musste ich nur 10 Dollar zahlen, sonst kostet es wohl 20.

Naja ich liege auf meinem Kuschelsack, draußen wird es langsam kalt und freue mich, dass die beiden Ranger am Zugang zum Nationalpark mich doch noch reingelassen haben obwohl eigentlich nichts mehr frei war. Der Park ist schon über Wochen im voraus an den Wochenenden gebucht weil er direkt an der Stadtgrenze ist. Nach langem erzählen und überlegen haben sie was für uns für diese Nacht gefunden. 

Viele kleine, eigentlich nichtige Dinge aber ich bin echt richtig glücklich über diesen Tag, einer meiner schönsten Tage auf dieser Reise. Er gibt mir zu denken, dass es nicht immer etwas sein muss was ganz speziell ist sondern, dass Menschen die dir helfen und sich für Dinge begeistern einfach eine wunderbare Sache sind.....   

03. März / USA / Es will kein Ende nehmen

 

 

Schon 2014 bei meiner Route 66 Tour habe ich mir oft gesagt, dass das eigentlich nichts für eine Fahrradtour ist, damals bin ich aber auch fast stur dieser Straße gefolgt oder besser, dem was noch davon da ist.

Auf der Tour jetzt ist es aber eigentlich nicht anders, es geht viel Zeit dabei drauf von A nach B zu fahren, manchmal Tage bis wieder etwas kommt von dem ich sage es ist interessant für mich. Meine einzige, aber auch interessante, Abwechslung derzeit sind Schilder am Straßenrand, sie markieren historische Punkte. So zweimal am Tag kommt ein Schild auf dem zum Beispiel steht, dass im Jahre sowieso ein Deutscher hier eine Siedlung errichtet hat und ihm dabei Landsleute geholfen haben das Land zu besiedeln. Es steht nicht da wo sie eigentlich hergekommen sind. Komisch ist, dass sie in Texas Wein anbauen, haben sie das schon immer getan oder haben sie diese Kultur mit aus dem Süden unseres Landes nach Amerika gebracht. Eigentlich cool, dass ich soviel Zeit habe über solche Dinge nachzudenken, sie sind aber nicht tagesfüllend. Hundert Kilometer auf einer Straße wo du jetzt siehst wo du in drei Stunden sein wirst sind verdammt lang.

Man macht schnell den größten Fehler den man als einer der auf Tour ist machen kann, man fängt an auf die Uhr zu schauen und rechnet Kilometer aus. Es kommt meistens anders, der Wind haut nicht hin oder der nächste Berg ist noch steiler. Und wieder fängst du an zu rechnen. 
Wenn dann wie heute der Himmel so bedeckt ist, dass das Tageslicht nicht richtig durch kommt und man immer denkt gleich ist es Nacht würde man am liebsten sein Zelt aufschlagen und schlafen, es ist aber gerade einmal mittags durch. Boah

Am Abend kam dann noch Regen dazu und ich dachte mir so was für ein trauriger Tag, und dachte schnell an gestern. Ich sendete mir praktisch selbst gute Gedanken und beschloss mich zum Golf von Mexiko zu begeben und nach New Orleans zu radeln. Ab morgen geht es Richtung Musikkultur...... 

 

 

04 März / USA / So oder so ähnlich 

 

 

Heute habe ich meinen ersten Radfahrer mit Gepäck gesehen und der arme Hund hing im Graben, zwischen uns waren sechs Spuren und die Standstreifen. Ich brüllte aus voller Kehle zu ihm rüber, ich wollte wissen ob er Hilfe braucht, er war am basteln. Es gab ein OK Zeichen und ich schwang mich wieder in den Sattel.  

Ich überlegte ob heute der Tag des Radreisenden in den USA ist, eine Stunde später sah ich ein Pärchen die auch voll beladen unterwegs waren. Es gab sogar Ansätze zum Stopp aber die Straße hätte man nicht einfach für ein kurzes Gespräch unter Radlern überqueren können. Es war einfach zu viel los.  

Irgendwie habe ich nicht den richtigen Weg von Mapsi bekommen, ich stehe an einem Zaun und schaue über ein Grundstück drüber weg in einen Park, da wollte ich eigentlich hin. Also wieder zurück, dass passte mir gar nicht. Die Gegend um den Park war ok aber davor lag ein Viertel, das nicht so toll war, da musste ich wieder durch. Na anders geht es nicht. Die Krönung war, dass der Park seit letztem Sommer zu ist, hier schläfst du nicht Svente.
Der Ort wo ich ein Hotel finden könnte lag etwa 10 Kilometer zurück. Wieder durch das Viertel, Mist. Beim letzten Mal durchfahren hat schon ein Junge vom Beifahrersitz aus geschaut was ich für ein komischer Typ bin und auf die Taschen am Vorderrad verwundert geschaut. Das ist immer herrlich, was die Leute wegen der Taschen für Augen machen. Na ich war ein komischer Kauz für die. Jetzt fuhr eins der Autos von vorhin an mir vorbei, sie wollten wohl auch wieder in die Stadt. Der Autofahrer hupte und der Beifahrer brüllte gleichzeitig laut. Man wollte mich erschrecken, Jungs die Nummer zieht bei mir nicht, ich habe schon zu viele Blöde auf der Straße gehabt. Ach und außerdem ist es vielleicht wirklich lustig wenn sich einer erschreckt aber auf einer Straße wo der nachfolgende Verkehr auch hundert fährt nicht wirklich ein Spaß. Ich streckte den Daumen hoch, soviel Ideeenreichtum muss anerkannt werden. Die Anerkennung wurde auch mit einem Handzeichen beantwortet. Es war auch ein bekanntes aber es wird nicht der Daumen sondern ein Finger genutzt. Ärgerte man sich jetzt weil der Spaß nicht den gewünschten Erfolg brachte.

Jetzt hatte ich die Freude irgendwie auf meiner Seite.... 

 

 

 

Am 07. April haben wir übrigens schon einen neuen Termin für eine live Übertragung gemacht. Es startet wieder um 14:00 Uhr. Im Internet zu hören unter www.rockradio.radio,de Ich hoffe ihr seid dabei.....

Und für alle die lieber Schlager hören bin ich am 31. März auf B2, dem Schlagersender schlechthin, zwischen 11 und 12 bei Dagmar und Micha zu hören.  https://www.radiob2.de

 

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Kommentar von Axek |

Kommentar von Claudia Harfst |

Schön, dass mein Freund Guðbrandur in Austin dir helfen konnte. Du hast nicht erwähnt, dass er Isländer ist. Ich habe ihn 1981 in Reykjavik kennengelernt, damals hatte ich ein 2-monatiges Forschungsstipendium für meine Staatsexamensarbeit über Wikingersagas. Da war er süße 16 ;-) Der Buchstabe ð in seinem Namen ist ein weiches th (wie in father). Sein Ami-Nickname ist Brandy (wie der Drink) – denn Isländer trinken viel und gern. Nämlich in Island ist Alkohol irre teuer, also wird jede Gelegenheit im Ausland genutzt. – Schön, dass du immer wieder so viel Positives erlebst!

Antwort von Sven Marx

Na wie ein alkoholosches Getränk kam er nicht rüber; wenn dieses aber auch manchmal so hilfsbereit ist. Es hällt nur nicht lange an, die Dinge ändern sich daduch nicht.....  

Kommentar von Ina |

Hallo Sven.......aus Mexiko raus und nen warmen Schlafsack, das beruhigt sicher viele;)
Leider kann ich es nicht umsetzen das du deinen Junior bei uns IM Salon parken kannst. Mein Arbeitsplatz hat ja ne gute Sicht nach draussen mit Blick auf den Fahrradständer!!!!
Kleiner Tipp.....mein Rad hat ne peinlich grosse rosa Shopping Queen Klingel dran!!!!! Damit traut sich keiner loszufahren;)!
Liebe Grüsse aus Berlin

Antwort von Sven Marx

Na ina, der Tipp mit der Klingel ist nur halb gut. Es gibt auch Leute die das gut finden und dann den Junior vielleicht nur mitnehmen wegen der Klingel. Neeee wir lassen alles wie es ist. 

Was ist die Summe aus 2 und 9?

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