31. Mai & 01. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Russland / Glück im Unglück

Ich stoppe mal wieder und will Pause machen: Ich mache zur Zeit alle 10 km Pause. Die Straßen sind so schlecht, dass mich das Waschbrett auf dem ich fahre fertig macht, mir tut von den kurzen, ständigen Schlägen schon alles weh. Wie ich so bremse und die Bremse wieder los lasse, merke ich, dass der Bremshebel weiter zurück geht als er sollte, kurzer Blick: RIESIGE SCHEISSE !!!!

Der Stift an deinem Bremshebel ist raus !!!

Wie ich so in meinem Entsetzen 1000 Dinge durch meinen Kopf jage, merke ich, dass noch etwas zu Boden fällt, die kleine Kunststoff Führung für selbigen. Du stehst hier am Straßenrand auf Schotter, das war es, hier findest du niemals die kleinen Teile wieder.

Jetzt ruhig, lege den Junior genau hier ab, dann hast du eine ungefähre Stelle wo die Teile auf den Boden gefallen sind. Vorteil von dem Schotter, die Teile hopsen und rollen nicht weiter weg.

Was soll ich sagen? Ich habe beide Teile ohne viel suchen gefunden. Glück im Unglück. Was mich aber ziemlich fertig machte, war eine kleine Feder die ich genau an der Stelle auch noch fand. Sie gehörte nicht zu mir, der Zufall wollte mir aber eine kleine Denksportaufgabe geben. Alles da, jetzt den anderen Hebel ansehen und vergleichen. Einfach, aber dafür, dass das die beste Bremse von Shimano, in der Bauart ist, auch ziemlich arm. Eine winzige Madenschraube hält diesen Stift, ist diese raus, fällt alles zu Boden. Bei den Erschütterungen nichts was nicht passieren kann. Da lasse ich mir etwas einfallen, auf jeden Fall kaufe ich mir die Teile in Berlin nach, falls mir nichts besseres einfällt.

Wie ich so zusammenbaue, höre ich wie ein Auto zurück kommt. Die Frau und der Mann fragen ob alles gut ist, ja, ist es. Sie wollen wissen ob sie helfen können, nein, vielen Dank. Sehr nett und nicht die einzigen heute die mir was gutes wünschen.

Alles wieder am richtigen Platz, die kleine Feder blieb draußen, habe sie da gelassen, vielleicht hilft sie ja mal einem anderen weiter. Vielleicht….. 

Bei der nächsten Pause, hielt ein Mann mit einem Kombi an, er fragte ob alles gut ist, sehe ich so fertig aus oder was? Ich sagte >>Ja<< Er erzählte noch einiges, ich erzählte, dass ich nichts verstehe und aus Deutschland bin, der Mann neben ihm, schon etwas älter, vielleicht sein Vater, wiederholte seine Worte, nur lauter. Ich lachte innerlich. Solche Situation hatte ich in meinem Leben schon oft. Wenn Menschen eine Sprache nicht verstehen, meine manche oft, man muss nur lauter reden, dann wird das schon.

Der Fahrer stieg aus und fragte wo es hin geht und von wo ich komme. Ich sagte ich will nach Wologda, da wohnt er doch. Er kann mich mitnehmen. Ich lehnte ab, er grinste und meinte wohl so etwas wie >>Ein echter Radfahrer, er will lieber mit dem Rad fahren<< Er reichte mir die Hand, sagte seinen Namen, klopfte mir auf die Schulter und wünschte mir einen guten Weg. Hey, ich verstehe immer mehr.  Netter Mensch Nummer zwei heute.

Es ging weiter, Straße meist schlecht, ich in mein Schicksal ergeben nur mal fluchend, die Landschaft SUPER, wilde Wiesen, ich liebe die, Seen, Flüsse die sie so durch die Gegend schlängeln und jede Menge Adler und Falken am Himmel. Ich liebe das Leben.

Gegen Abend fing ich an wieder nach einem Platz für die Nacht zu suchen, es sah schlecht aus, ein Dorf nach dem anderen. Ich kam nicht voran, hügelig und praktisch keine Straße.

Vom weiten sah ich ein paar Hunde, bis jetzt hatten die mich hier in Russland in Ruhe gelassen. Die beiden wollten es wissen. Ich fuhr direkt auf sie zu, der Chef war klar zu erkennen, steuere den an. Ich fuhr langsam und schaute ihn nicht an, ich hielt genau drauf, erst kurz vorher wich er zur Seite, er überlegte wohl kurz. Ich sah einfach in die Landschaft und beachtete ihn nicht. Er war wohl angepisst, er bellte und hopste wie wild neben mir her, ich hielt die Geschwindigkeit und behandelte ihn wie Luft. Von Zeit zu Zeit steuerte ich weiter rüber Richtung Graben, ich wollte ihm den Platz zum laufen neben mir nehmen. Es klappte mal wieder. Hehe…

Im nächsten Ort, ich sah schon vom weiten zwei Mädchen, vielleicht so 10 und 13 Jahre, sie hatten eine Zeige an der Leine und die andere lief einfach daneben. Als ich auf ihrer Höhe war, sprach die ältere, mit einer frechen Kinderstimme, mich an, leider verstand ich mal wieder nichts. Ich erklärte ihr das und dass ich aus Deutschland bin, sie sagte noch etwas und ich zuckte mit den Schultern. Sie hatte ein lächeln auf dem Gesicht und schaute kurz in den Himmel und bewegte den Kopf dabei in die Richtung. Ich deutete es als >> Gott schütze deinen Weg<< Ich bedankte mich herzlich und wir winkten uns noch.

Im nächsten Ort hatte ich Gelegenheit meinem Motte gerecht zu werden: Jeden Tag eine gute Tat. Ich sah schon vom Weiten einen Jungen der an seinem Fahrrad hing und versuchte den Lenker zu richten. Oh wie mich das an ein Erlebnis aus meiner Kindheit erinnerte. Genau die Situation hatte ich auch als kleiner Junge mal. Gerade auf die Nase gefallen, den Schreck und die Schmerzen noch in den Gliedern, hing ich mit meinen dünnen Ärmchen an meinem Lenker, er rüherte sich nicht. Ich hielt an und sagte dem Jungen er solle mal mein Rad halten, ich habe ja keinen Ständer, er schaute mich an und verstand nicht was ich wollte. Nach eine Weile, Sprache mit Händen und Füssen, hielt er mein Rad ich richtete seins und beide waren wir glücklich. Er bedankte sich, ich stieg aufs Rad und fuhr glücklich, mit der Hoffnung, dass er auch mal für einen kleinen Jungen anhalten wird, in die Abendsonne.

Der nächste Tag brachte kaum Änderungen, die Straße blieb so, ich denke sie wird erst wieder besser wenn ich ein größere erreiche. Man macht ständig was an den Straßen, es gibt zwischen drin auch immer mal wieder gute Kilometer. Was du ganz oft hast sind Trupps die die Risse mit Bitumen ausgießen oder mit dieser Masse vorbereiten für die, die die Löcher stopfen. Schön ist wenn ich den Mist dann unter den Reifen habe. Zu den schlechten Straßen kommte dann noch ¨Honig¨ an den Reifen, dieser nimmt natürlich alles mit was nicht fest auf der Straße ist. Kleine Steine machen sich gut als eine Art kleine Bremse. Grausig. Ich fluche nicht mehr, naja – fast nicht….

Eins hätte ich jetzt fast vergessen, kennen bestimmt nur die, die auch aus dem Osten sind. Als kleiner Junge, vielleicht so fünf, habe ich im Fleischer immer eine Wiener bekommen, von der sehr dicken Fleischersfrau. Sie waren in einer extra Pelle, das gibt es heute glaube ich gar nicht mehr. Die waren so ein Hammer. Solche habe ich heute gehabt, ich Trottel habe nur zwei genommen, so lecker. Eigentlich hätte ich zurück fahren müssen. ABER wie sagte unser Genosse Honecker immer. >>Vorwärts immer – rückwärts nimmer<< Der gute Honni ist in Wandlitz bestimmt immer heimlich mit Udos Lederjacke Fahrrad gefahren.

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