27. - 28. Juli / Japan

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

 

27. Juli / Japan  / Das große Bangen


Fast 100 Kilometer, ich wollte nicht zu spät los. Wer weiß ob der Reifen das durchhält. Ich hoffte es sehr.

Viele Optionen hast du in Japan nicht wenn du mit dem Fahrrad unterwegs bist, Rad oder nicht. An Bahnhöfen sind überall überdachte Parkplätze, in den großen Städten gibt es sogar Parkhäuser die unterirdisch sind. Aber in den Zug kommst du nicht mit dem Fahrrad, auch nicht die ganz einfachen Züge. Das Rad muss extra in einen Sack verpackt werden. Was das soll muss ich mal noch heraus bekommen. 

Ich überlegte mir im schlimmsten Fall zu versuchen so einen dieser kleinen Transporter mit Ladefläche anzuhalten, irgendwer wird bestimmt helfen. 

Ich rollte vor mich hin immer darauf bedacht so wenig wie möglich das Vorderrad zu belasten. Die kleinsten Unebenheiten ließen mich meine Nackenhaare aufstellen. Halte durch Junior, halte einfach durch.

Ich musste durch die Berge, schöne Abfahrten, nur leider nicht für uns, wir ließen es langsam angehen. Immer wenn es auf die 30 zu ging bremste ich, ich hoffe heute ist nicht mein Rekord dahin gegangen. Vielleicht hätte ich genau auf dieser Strecke die magischen 70 km/h geknackt. 

Wir machten langsam, ich besprach das am Vorabend mit Annett. Wenn mir der Reifen vorne platzt dann sehe ich in einer schönen Kurve echt bescheiden aus. Also schön ruhig, welche Freude...

Was war das? Einer auf dem Fahrrad, mit Gepäck. Winken, anhalten, Rad abstellen, alles war eins. Ein Japaner der ganz in den Süden will, voll cool, da hatte ich auch mal drüber nachgedacht. Ja, eigentlich war ich auf den Hauptinseln ganz unten, aber da kommen doch noch so viele tolle kleine. 


Wir redeten ein Weile und er versuchte den Laden anzurufen der den Reifen vielleicht hat. Er war seit Tagen der erste der englisch konnte und dem ich sagen konnte was ich möchte. Keine Antwort. Na egal morgen Früh bin ich hoffentlich da und schlauer. 

Wenn er keinen Reifen da hat, dann soll er eben einen bestellen. Ich überlegte mir zu fragen ob dann das Rad da bleiben darf und das Gepäck und ich Dienstag wieder da bin. Ich wäre dann mit dem Zug zum Berg mit den Schneeaffen gefahren. 

Aber jetzt musste ich erst einmal in Saboe ankommen. Noch schnell ein Bild mit dem netten Japaner, Austausch der Adressen und schon ging es schön vorsichtig weiter. 

Als ich nur noch 20 Kilometer hatte, der Reifen echt noch gut aussah beschloss ich das Hotel zu buchen, es war nur 10 Minuten vom Laden weg. 

Irgendwann im Dunkeln kam ich an, das hat aber nichts zu sagen, hier ist es um 19:00 Uhr dunkel. Die im Hotel ließen mich gar nicht zu Worte kommen, man rannte um mein Rad rum und staunte. Als sie in der Buchung dann auch noch sahen, dass ich nicht von der anderen Straßenseite komme, also kein Amerikaner bin sondern Deutscher, ging ein wahres Freudenfeuer los. Ich musste berichten. Zum Glück waren da gerade keine anderen Gäste, die hätten bestimmt warten müssen.

Na der Junior wurde extra verschlossen und ich mit einem Wagen für meine beiden Taschen ausgestattet. Man was für ein Aufwand.

Die Nacht verging nicht, aber ich war schon mal im Ort. Wenn am nächten Morgen der Reifen noch platzen sollte dann ist es ok, er hat mich voll bei der Nummer unterstützt. Schauen wir ob die wilde Reise morgen mit dem Zug oder auf dem Junior weiter geht......


28. Wieder einmal Glück im Unglück 


Ich überlegte echt das Frühstück sausen zu lassen; wird er den Reifen da haben?

Er macht erst um neun auf und wenn du jetzt essen gehst bist du ein paar Minuten später da, Also was essen.

Als ich in die Lobby kam wurde mein Rad aus dem besonderen Raum für wertvolle Dinge befreit. Und wieder großes Staunen und lange reden über meine Herkunft. Ein freundliches Volk. 

Der Besitzer des Ladens ist der Enkel des Gründers. 1912 hat sein Großvater eröffnet. Man konnte ihm sein Stolz anmerken, wenn Japaner so auch keine Mine verziehen. Leider sind seine beiden Söhne Seefahrer und das Interesse für den Laden ist eher bescheiden. Eine Nachfrage über die Zukunft des Geschäfts blieb ohne Antwort.

Ein Griff ins Regal und ein 28 er Reifen war zur Hand, der ist aber nicht richtig, erklärte er. Was denn nun wieder. Der ist breiter. Ok, das gibt meine Felgen breite noch her, alles gut, ich will genau den. Ich habe es gleich im Laden getauscht, einen neuen Spiegel habe ich auch gefunden. Und wie ich soweit war kam der Chef persönlich und checkte alles. Die Bremse vorne wurde bemängelt, ja die Beläge sind runter ich weiß. Ich erklärte ihm, dass ich noch welche habe. Na ja, jetzt habe ich welche von ihm drin, gut so, ich habe noch welche wenn was ist. 

Keine 35 € ärmer, zwei Bilder reicher und die Erkenntnis, dass ich recht habe, wenn ich sage, es gibt in Japan auch Sachen für 28 er Räder. Ich war bereit zur Abfahrt.

Glücklich über meine neue Decke jagte ich zur Stadt hinaus, gleich auf der Brücke fängt die nächste an und am nächsten Fluß wieder eine andere Stadt. Wenn es hier mal flach ist, ist alles bebaut, wären keine Schilder da würdest du nicht merken, dass du in einer anderen Stadt bist. 

Ich machte noch gut Kilometer und Mapsi zeigte mir auch ordentlich an wo der nächste Zeltplatz auf der Strecke ist. Warum nun ausgerechnet der bergauf liegen muss ist unklar. 

32 Euro für die Nacht, ich weinte fast. Was willst du machen, ein anderer Platz ist nicht in der Nähe und wild zelten echt schwierig in der Gegend hier. Irgendwo im Park ok, aber das ist nicht meins. Ich zahlte und bezog meinen Platz mit eigener Spüle am Platz. Die Duschen und die Toiletten waren schon besser als auf den anderen Plätzen wo ich jetzt war, trotzdem fett.

Plötzlich bog der Mann von der Rezeption mit seinem Rad um die Ecke. Ein Reiserad wie ein Randonner. Schönes Teil, nicht mein Ding aber schön. Er drückte mir den größten Teil des Geldes wieder in die Hand und sagte, dass ich einen absoluten Spezialpreis bekomme. Ich zahlte gerade einmal ein Viertel, COOL.

Wir redeten noch etwas und tauschten uns aus. Netter Kerl, schnell noch ein Bild für Facebook, da ist er auch und schon musste er wieder zurück. Ich rief Annett an, schrieb noch etwas Bericht und fiel glücklich, über meinen Erfolg mit dem Reifen, in den Schlaf eines Jungen aus dem Osten der die Welt unsicher macht.... 

Auch, von der blöden Schieberei gab es ja Blasen am Spann. Beide Seiten brennen schön wenn ich laufe und es am Gummi reibt. Zum Glück laufe ich nur mal in einen Laden oder zu einem Getränkeautomaten, das reicht aber. Ich habe nur ganz dicke Socken mit, im Sommer trage ich keine und die sind dafür wenn es doch mal kalt sein sollte. 

Eins meiner Shirts mit langem Arm wollte ich aussondern, ist jetzt geschehen. Habe nur zwei überziehen draus gemacht. Hehe. Sieht sonderbar aus aber ich bin hier so und so ein Exot. Vielleicht denken die jetźt die Deutschen tragen das alle so. Dabei tragen wir doch Sandalen und Tennissocken....

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 8 und 4.

Partner und Freunde