20. April / Route 66 / Zufälliges Treffen mit dem Bruder eines langjährigen, treuen Begleiters.

Es ging kurz vor acht Uhr los. In dem selben Motel waren noch zwei andere Radfahrer, sie waren bei meiner Ankunft nicht zu sehen und als ich heute los bin schon weg. Habe nur die Räder gesehen eins war nur mit einer Handkurbel ausgestattet. Ich habe die zwei in Kingman schon mal vom weiten gesehen, sie radeln bestimmt auch auf der 66. Ich ziehe jetzt schon mal den Hut vor demjenigen der dieses Rad fährt. Das ist ganze Arbeit, schon auf einem normalen Rad.
 
Ich bog auf die Straße, suchte nach einem Markt wo ich noch Wasser fassen kann und was sehe ich da einen 72er Ranchero, unglaublich. So einen hatte ich viele Jahre bevor wir aus Deutschland weggegangen sind. Dieses Auto war unglaublich. Er wurde mit dieser Form nur 10.000 mal 1972 gebaut und als besondere Ausführung hatten nur wenige ein anderes Armaturenbrett und nicht die normale 5,7l Maschine sondern 6,6l, ich hatte genau so eine Perle. Ich weiß es war eine Benzinverschwendung ohne Ende aber wer die 400PS mal gefahren war wollte nichts anderes mehr. Meiner war natürlich viel schöner. Er ging damals in gute Hände, hoffe er lebt noch und macht noch viele Menschen glücklich.
Mein Tag war gerettet, denn die Gedanken daran, dass Williams eine der drei Städte ist die über 2200m liegt drückte doch auf mein Gemüt. Wasser fassen, kurzer Plausch – Ach ist ja interessant. Warte mal: Ich bekam noch einen besonders guten Saft mit auf den Weg. So sind sie die Amis. Für 2,25 $ habe ich Wasser gekauft und bekam für 3$ einen 250ml Saft geschenkt.
 
Es ging ohne Wind  aufwärts. Ich hatte den Interstat 40 gewählt und nicht die 66. Die 66 wäre noch einmal 15km länger gewesen, so hatte ich nur 80km. Also würde ich nicht so spät ankommen und könnte für morgen noch alles für meinen Ausflug zum Grand Canyon klären. :-). Ich habe noch gute 3000km zu fahren da werden noch ein paar Stunden auf der 66 zusammen kommen, am Canyon komme ich nur dieses eine mal vorbei.
 
Bei der Gelegenheit könnt ihr euch mal ein Getränk nehmen und mir zuprosten, die ersten 1000km sind heute unter uns durchgerollt. Nur noch 3100 etwa. 
 
Keine Stunde später ging es auf einmal rasant bergab. Ich kann nicht beschreiben was für ein schlechtes Gefühl das war. Im Höhenprofiel der Route 66 hatte ich gesehen, dass es noch mal nen paar hundert Meter runter geht, richtig bewusst wurde es mir erst jetzt. Ich denke es waren so 15km die ich kaum getreten habe, mein Magen rumorte. Jeden verdammten Meter fährst du nachher wieder hoch und noch einiges mehr. Tja, du bist hier weil du es wolltest, nicht weil du musst. Ups, ein Schlaumeier sitzt mir in Nacken. JA, JA.
Auf ner Tanke, auf der Hälfte der Strecke habe ich eine kleine Pizza bestellt, die Hälfte gegessen und den Rest für unterwegs mitgenommen. Das wirst du noch brauchen mein Freund. Also wieder rauf auf die 40 und weiter. Da vorne ist Blaulicht also eigentlich mit Rot. Rot-Blaulicht?? Als ich näher kam fuhr die Kontrollierte schon los und der Sheriff wartete auf mich. Hast de was falsch gemacht. Nee, da standen Schilder, dass du am Rand fahren sollst, das machst du. Hallo, wie gehts. Gut, und selbst?
Tja, alles lief darauf hinaus, dass er wohl dachte ein ganz besonderes Greenhorn erwischt zu haben. Er redete von ziemlichen Steigungen und so. Schaute dabei auf die Uhr und wollte wohl andeuten, dass die Sonne in zwei Stunden am höchsten steht. Ich bedankte mich für den Hinweis und sagte ihm, dass das die letzten 550 Meilen schon so geht und ich froh bin das heute kein Gegenwind ist. So komme ich schneller nach Chicago. Hm, damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Er grinste etwas verlegen, meinte ich solle auf mich aufpassen und wünschte mir eine tolle Zeit in den USA. 
 
Was dann kam waren 25km Aufstieg. Die Trucks dröhnten neben mir, weil sie nicht weniger zu tun hatten als ich.
 
Das Bild der Strecke heute war etwas abweichend, es gab ein paar Bäume. Schön.
Williams ist eine Stadt wie ich mir die kleinen Nester in den USA immer vorgestellt habe. Klein aber fein. Bestimmt auch etwas spießig – aber ich muss ja hier nicht leben. Übrigend habe ich hier das schönste Zimmer bisher bekommen. Und nach einem freundlichen lächeln und der Frage nach einem Nachlass gab es auch noch einen super Preis. Danke liebe Vermieterin.
 
Morgen früh geht es auf den Grand Canyon. Hätte mir vor sechs Jahren, da habe ich gerade einen 150m Tauchgang in monatelangen Vorbereitungen zum Erfolg bringen wollen, jemand gesagt du wirst mal zum Grand Canyon radeln und da nen Bild mit dem Donkey machen den hätte ich ausgelacht. Und wenn das meine Ärzte wieder hören werden sie sich an den Kopf fassen. Der Pflegefall von damals bereitet ne Weltreise vor.
 
So kann man sich täuschen. Darum eins – Sag niemals NIE, das habe ich gelernt.

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