16. September / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Brasilien / Wieder ein besonderer Tag in meinem Globetrotter-Leben

Neunter September 2009- man hat mich als Pflegefall abgestempelt, ich habe aber nicht aufgegeben und trainiert, damit ich meine langjährige Begleiterin, durch Dick und Dünn, zum Altar führen kann. Hochzeit – was für ein Tag.

Frühjahr 2010, nach vielen Monaten auf der Intensivstation, einigen Monaten REHA, meinem Training um Muskulatur aufzubauen – jeden Tag Radfahren üben, stand ich am Brandenburger Tor. So muss sich Rocky gefühlt haben als er die Treppe in Philadelphia hoch gerannt ist und oben voller Elan ankam.

Frühjahr 2014 – Ich stehe am Grand Canyon habe mehrere 10.000 Kilometer auf dem Rad in aller Welt zurück gelegt. Was für ein Gefühl es geschafft zu haben, die Ärzte Lügen gestraft zu haben. Ich stehe mit dem Fahrrad hier und habe Gänsehaut….

Sommer 2015 – Ich gebe dem Papst die Hand und denke mir echt nicht viel dabei. Nur ein paar Wochen später schüttelt auch Barack Obama ihm die Hand – Jetzt wird mir erst bewusst, dass ich einem der mächtigsten Männer der Welt vor dem US Präsidenten die Hand gegeben habe. Tja, da war ich wohl schneller.

Sommer 2016 – Ich stehe im Deutschen Haus und höre Karl zu wie er von den vergangenen Monaten berichtet, plötzlich bekomme ich das Mikrofon. Du bist hier bei den Paralympics und feierst mit den Teilnehmern der Veranstaltung. Und das Beste, alle die hier sind hören uns zu, verstehen unser Anliegen und klatschen begeistert.

Nun liege ich, wie so oft in den letzten Jahren, auf dem Bett und denke mir: ¨ Was für irre Jahre, Jahre die nicht selbstverständlich von mir durchlebt wurden. Jahre mit zwei üblen Krankheiten, aber mit viel Freude und neuen Erfahrungen. Jahre in denen ich viele tolle Menschen getroffen habe. DANKE…..

Der Tag begann sehr früh. Um 8:30 Uhr hatten wir einen Termin beim Generalkonsul in Rio – Mann hat dieser Mensch ein Glück. Nicht, dass er uns getroffen hat, nein, er hat einen irren Ausblick von seinem Büro. Er blickt direkt auf den Zuckerhut. Ich musste gleich mal fragen ob ich ein Bild davon machen darf.  Ein sehr angenehmer Mensch!!!
Der Termin war aufschlussreich und wir sind mit einem tollen Interview, vollkommen zufrieden,  zurück zur Copacabana. Karl und Liane wollten eine Kokosnuss schlürfen, ich habe eine von diesen total ungesunden Cola getrunken. 

Als wir fertig waren sind wir weiter zum Zelt wo man Fanartikel direkt am Strand kaufen kann. Karl hatte sich in die Fackel der Olympiade verliebt. Wir durften sie kurz in der Hand halten. Er hoffte, dass es einen Nachbau dort gibt, leider nicht.

Jetzt, wieder draußen, passierte eine Hammer-Nummer. Ein Mann sprach uns an und wollte uns Flyer in die Hand drücken, wir lehnten ab. Was noch passierte haben wir nicht mitbekommen. Jemand hat Karl etwas auf den Schuh gespritzt, sah aus als ob sich ein Vogel verewigt hatte. Ganz zufällig!! sah den Fleck ein Schuhputzer und ehe Karl sich versah war sein Fuß auf einem kleinen Kasten und nachdem er das Bein gewechselt hatte, hatte er zwei saubere Schuhe. Der Schuhputzer betonte noch ein paar Mal, dass er der beste in ganz Rio ist und dann zeigte er uns die Rückseite von seinem Kasten. 30 Real sollte Karl zahlen, etwa acht Euro. Karl hatte Glück, dass er keine Stiefel an hatte, das wäre noch teurer gewesen. Scharfe Nummer, wir überlegten ob man wegen dem Preis Terror machen sollte. Blödsinn, das war schon gut gemacht und wir beließen es dabei was gelernt zu haben. Passt besser auf eure Schuhe auf wenn ihr mal hier seid – Karl hat euer Lehrgeld schon mit gezahlt. 

Schnell noch nach Hause, ein paar Minuten musste ich mich noch hinlegen, zwei Tage echt schon um sechs aufstehen und dann denn ganzen Tag laufen, ich bin fertig. ABER gutes Training!!

Am Abend ab ins Deutsche Haus – heute ist die Übergebe der Fackel.

Erst ein wenig rumlaufen und schauen wer so da ist von den Sportlern und dann absprechen wer was macht. Daniel hat meine Kameras positioniert und gefilmt, Liane die Kameras von Karl verwaltet und Christa und Madlen haben Bilder geschossen.

Rainer Schmidt war der Moderator und hat erst Karl auf die Bühne geholt und dann mich. Es war ein tolles Erlebnis zu sehen, zu erleben wie unsere Tour gelobt und mit Applaus honoriert wurde. Wir waren für 2016 mal wieder am Ziel angekommen. Wir und die Fackel hatten der Inklusion wieder einen kleinen Schub gegeben. Friedhelm Julius Beuchert, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, hat die Fackel stellvertretend, unter jubeln und klatschen, für die Deutsche Mannschaft entgegen genommen. Was für ein Gefühl….
Der Abend nahm seinen Lauf, hier ein Gespräch und da. Unser Team wurde lockerer, die Last der letzten Tage, Wochen, Monate war abgelegt.
Einige tanzten, andere redeten, ich saß, beobachtete die Leute und war glücklich. Glücklich darüber, dass wir wieder einen Beitrag für eine gute Sache leisten konnten.
Ich beobachtete den Fernseher: Sebastian Dietz – der 2012 im Diskus eine Goldmedaille gewonnen hat, trat in diesem Jahr im Kugelstoßen an. Nach einem Krimi hatte er auch hier Gold für Deutschland geholt. Die Bilder seiner Freude gingen um die Welt. Ein toller Mensch den ich in Rom getroffen habe. Er ließ damals seine Medaille segnen als wir beim Papst waren – es hat wohl was geholfen.
Eben noch im Fernsehen und schon im Deutschen Haus: er wurde wie all die anderen Sportler, die an dem Tag angetreten sind, gefeiert. Die Stimmung kann man nicht beschreiben, man muss es echt erlebt haben. Wahnsinn.
Karl und ich wollten die Fackel nun der eigentlichen Bestimmung zuführen, Sebastian sollte die Fackel mit nach Deutschland nehmen. Alexandra Cramer, vom Netzwerk Inklusion Deutschland, erwartete sie schon sehnsüchtig. Schließlich ist ihr Baby nun schon seit vorigem Sommer unterwegs. Lange wird sie nichts von ihr haben, sie macht sich nämlich gleich weiter auf den Weg zum Kilimandscharo.
Wir hatten Glück, nachdem Sebastian gleich noch die Gelegenheit genutzt hatte, die Aufmerksamkeit und die tolle, erhebende Stimmung für einen Hochzeitsantrag zu nutzen – alle hatten Pipi in den Augen –  und einer Pause zum richtig ankommen, ein paar Gesprächen, hatte er Zeit die Mission zu beenden. Die Inklusionfackel sollte wider an ihn gehen, er hatte sie uns in Berlin 2015 übergeben und bringt sie nun auch zurück zu Alex. Der Kreis wird sich schließen.
Wir hatten sogar großes Glück, alles passte, Verena Bentele – die Behinderten Beauftragte unserer Regierung – willigte ein mit aufs Foto zu kommen. Sie ist übrigens auch Schirmherrin der Fackel. Friedhelm war natürlich auch mit dabei, und so war ein tolles Bild perfekt, ein perfekter Abschluss einer irren Tour auf 12.000 km durch Europa bis nach Südamerika zu den Paralympics.
HAMMER…..

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Kommentar von Thomas Frost |

Ich finde es total faszinierend, was Sie getan haben und am 23.4 vorhaben!!! Viel Glück und Spass!!!!!!

Bitte rechnen Sie 7 plus 9.

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