12. & 13. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Finnland / Wieder nur tolle Begegnungen

Mai oder Juni 2014, ich weiß nicht in welchem Bundesstaat es war.

Ich fuhr dem Interstat folgend immer Richtung Chicago, von Zeit zu Zeit konnte ich beobachten, dass Erdmännchen schnell in ihren Löchern verschwanden wenn sie mich kommen sahen. Die Autos, die riesigen Trucks die an ihnen vorbei donnerten machen ihnen nichts, das kannten sie. Jetzt kam aber ich und schwups waren sie verschwunden.

Eins der lustigen kleinen Wesen konnte ich schon eine ganze Weile beobachten, es saß am Pannenstreifen und aß irgendetwas. Ich wunderte mich, dass das Erdmännchen nicht in sein Loch spurtete wie alle anderen an den anderen Stellen, es hatte mich wohl nicht bemerkt. Als ich dann auf etwa einen Meter ran war, schreckte es auf, schlug zwei Haken und rannte völlig aufgelöst los in sein Loch. Das sah echt aus wie im Zeichentrickfilm, Ich musste anhalten und habe mich gebogen vor lachen. Putzig.

Wilde Tiere, in freier Wildbahn zu sehen und zu erleben ist herrlich. Heute habe ich mehrere Rentiere gesehen, ich dachte erst es sind Elche, wann sieht man mal solche Tiere. Sie liefen hier einfach seelenruhig auf der Straße, die Autos störten sie nicht, wenn sie mich sahen, gingen sie einfach in den Wald.

Gerade als ich so vor mich her träumte und mir überlegte wie ich es hoffentlich doch noch schaffe ans Nordkap zu kommen und trotzdem die Fähre nach Stockholm zu schaffen kam mir wieder eins entgegen, genau richtig, denn ich brauchte ein Bild für Facebook, man fragte schon nach. Ich hatte nämlich fälschlicherweise schon geschrieben, dass ich viele Elche, gesehen habe, naja nun auf dem Bild vom nahen konnte auch ich es erkennen.

Das Bild ab ins Netz und schon kam die Bestätigung, alle die sich schon mal damit beschäftigt hatten schrieben mir, dass es ein Rentier ist. Gut. Aber wie kam es zu dem Bild, das war lustig. Das Rentier kam die Straße runter, dort war ein kleiner Berg, die Autos fuhren langsamer, das Tier lies sich nicht beirren. Als es mich sah, stoppte es, es schaute mich an. Mißtrauig hielt es und schaute, ging wieder ein paar Schritte, stoppte wieder, ich fuhr immer weiter, ich wollte ja ein Foto. Ja, und irgendwann standen wir uns gegenüber, vielleicht 3 Meter auseinander, ich hielt nicht, ich wollte das Tier nicht verschrecken und riskieren, dass es vielleicht quer über die Straße rennt. Mein Bild war im Kasten und ich war glücklich.

Es ist ziemlich verrückt, die Sonne geht hier zur Zeit gegen nachts um zwei unter und gleich wieder auf, ich habe ab 18:00 Uhr immer das Gefühl es ist so 21:00 Uhr, so sieht es auf jeden Fall aus. Es ist immer hell, scharf, muss man mal erlebt haben.

Um sich im Wald zu verstecken und in Ruhe schlafen zu können, ist das natürlich nichts, darum bin ich den ersten Tag erst einmal auf den Zeltplatz, mal sehen wie sich das hier so entwickelt. Der Zeltplatz war ok, ich weiß nicht wie hier die Standards sind, aber es gibt bessere und schlechtere, na vielleicht lerne ich ja noch welche kennen.

Es ist wieder etwas kälter geworden, bin gespannt wo das noch hin führt.

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Früh raus, ich will dem Tag soviel wie möglich Kilometer abgewinnen. Um 8:30 Uhr ging es dann los.

Die Straßen sind sehr gut, ich möchte wissen was hier so anders ist als in Russland, bestimmt liegt es daran, dass viel weniger Autos unterwegs sind, die Straßen werden hier nicht so belastet. Das Wetter dürfte wohl gleich sein, hier fahren aber viel weniger Autos.

Wie ich so radel und ein Video drehe, da kommen auf einmal zwei ältere Herrschaften mit Gepäck an mir vorbei, sie vorne er hinten. Sie fuhr weiter er hielt, die tolle Landschaft wollte er auch filmen. Wir kamen gleich ins Gespräch, zwei Kiwis, siehe da. Ich erzählte ihm, dass ich da auf meiner Weltreise auch hin will. Wir stellten fest, dass wir das gleiche Ziel haben – Nordkap

>>Dann sehen wir uns ja noch öfter<< sagten wir fast in Chor. Er zog los ich mache weiter mit meinem Video.

Fertig, jetzt trete mal in die Pedale, schauen ob du an die beiden noch ran kommst. Es dauerte ein Weile, dann sah ich sie, immer mal, kam eine Kurve oder ein Hügel, dann waren sie weg, sie hatten noch einen guten Vorsprung. Irgendwann holte ich sie ein. Wir plauderten , also der Mann und ich, sie hielt immer gut Tempo. Ich staunte was aus so einer kleinen Person alles raus kommt, die beiden waren außerdem bestimmt schon 65, nicht schlecht.

Plötzlich sagte sie nur kurz >>Ich will Pause machen<< zu ihm, schwups hielten sie auch schon, ich hielt auch kurz und sagte, dass ich schon mal weiter fahre, wir sehen uns ja, ich dachte die beiden holen mich locker ein.

Naja, die beiden habe ich nicht mehr gesehen. Sie wollten an dem Tag nur 75 km machen, die waren dann irgendwann durch. Am Tag darauf wollten sie etwa 120 km machen und dann wollten sie zwei Tage in dem Ort dort bleiben, das war es, keine Adresse kein Bild nichts, Hm.

Als ich 2011 meine erste ¨große¨ Tour machten wollte, habe ich meinen Sohn gefragt, ob er mit mir zur Ostsee fährt, er sagte gleich ja, das machen wir. Eine coole Vater und Sohn-Tour auf der wir viel gelacht haben, voll unseren Spaß hatten. Ich bin ihm heute noch dankbar, dass er mich auf der Tour unterstützt hat, ich weiß nicht ob sich das sonst alles so entwickelt hätte. Marc war mir also eine echt große Hilfe. Dankeschön Kind.

Wenn man so die bekanntesten Radwege fährt trifft man Radler ohne Ende, man staunt wer alles so unterwegs ist.

Irgendwann ist es dann schon so, dass man sich fragt ob man auch mal irgendwo seine Ruhe hat.

Auf einer Tour, die nicht schon einen Namen bei Radfahrern hat und wo es keine Karten für gibt, da sieht das schon wieder anders aus, man freut sich über jeden den man trifft, ja darum war es schade, dass die beiden verloren gegangen sind. Aber ich merkte sehr schnell, dass das Nordkap ein Ziel ist, dass doch einige haben, etwa zwei Stunden später sah ich schon den nächsten.

Wir redeten etwas und tauschten uns über die Strecke aus, was kommen wird war wie das was ich schon die ganze Zeit hatte. Witzig war, dass wir die Ziele hatten die der andere am Morgen verlassen hat. Er war schon ein Stück weiter als ich, wir trafen uns nicht genau in der Mitte, ich beneidete ihn um den Rückenwind, hoffentlich habe ich den nächste Woche auch wenn ich vom Nordkap zurück fahre. Auch bei ihm habe ich das Bild vergesse, werde ich alt?

Ich radelte den Berg hoch, ich rollte etwas wieder runter, ich bewegte mich so zwischen 200 und 300 Metern. Beim bergab fahren hoffte ich immer, dass der nächste Anstieg einfacher ist als der letzte, meine Muskeln sind echt schon ziemlich durch. Dass ist auch der Grund warum ich mir heute Magnesium gekauft habe. Fast acht Euro habe ich für so ein Röhrchen bezahlt, die haben hier Preise für alles….

Meinen Gedanken folgend, an nichts schlimmes denken, rollte ich so vor mich hin, plötzlich hielt ein Auto nur ein paar Meter von mir weg in einer Parkbucht, was nun?

Ein Mann und eine Frau stiegen aus und öfnetten ihre Heckklappe; ok das gilt nicht dir. Als ich näher kam hielten sie mich an, sie winkten mich ran. Ich wunderte mich etwas aber hielt. Die zwei zeigten mir ihre Fahrräder und erzählten mir von den Bergen in und vor Norwegen und dass es hart ist dort zu fahren, sie meinten, dass ich ja echt viel Gepäck hätte und sie ja Sachen von mir mitnehmen könnten, wir treffen uns dann später und sie geben mir alles wieder. Das war sehr nett, etwas ähnlichen habe ich auf der Route 66 auch erlebt. Die Leute wollen helfen, wissen aber irgendwie nicht, dass man mit einem Fahrrad für 60 km schon einen halben Tag braucht, wollen sie dort den Tag verbringen und auf mich warten mit den Sachen. Ich lehnte dankend ab, der Gedanke zählte, ohne ihnen zu erklären, dass das eigentlich eine Idee ist die nicht wirklich funktioniert. Sie waren sehr freundlich und wir redeten noch etwas, Tschüß und gute Fahrt.

Wie ich wieder so im Sattel vom Junior Platz nehme, über das Gespräch und die Beweggründe der Leute nachdenke, echt eine nette Idee, da fällt es mir wieder ein !!! Du Trottel hast zum dritten Mal heute kein Bild gemacht. Ich hielt etwa 50 Meter weiter und winkte als sie auf meiner Höhe waren. Ich erklärte kurz, dass ich einen Blog habe und weil sie so nett sind, würde ich gerne etwas darüber schreiben und ein Bild hinzufügen. Sie willigten ein.

Die Kilometer laufen nicht richtig, es geht hoch und runter und der Wind hat seine Freude daran mich immer etwas zu stoppen, wenn er dann auch mal eine Böe mit rein setzt.

Ich wollte unbedingt die 120 km schaffen wenn nicht mehr, weiß ich ob ich zum Ende immer die 120 km am Tag schaffe. Ich musste abbiegen, noch etwas über 400 km bis zum Kap stand auf einem Schild. Cool. Die Straße wurde schmaler, der Verkehr wurde noch weniger. Die Straße ging quer durch die Landschaft, wo ein Berg ist geht es hoch und in ein Tal genauso. Nichts wurde erhöht oder etwas weg genommen, Steigungen bis 10 %. Mein Plan mehr Kilometer zu fahren war dahin, ich quälte mir die 120 km raus und verschwand im Wald, Zelt aufbauen und gut. Ich bin durch….

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