07. - 09. August / Japan

 

 

Hier seht ihr meine aktuelle Position.

 

 

07. August/ Japan / unglaublich wie fit sie noch sind

 

Auf so einer Radreise hast du viel Zeit um dir alles in Ruhe anzusehen und deinen Gedanken zu folgen. Du machst es oder auch nicht. Wie es gerade kommt.

Ich fuhr mal wieder mit der Navigation für Fußgänger, da sind manchmal Wege mit Treppen bei. Blöd. Es kommt aber echt selten vor. 

Was öfter passiert, dass dich Mapsi in einen  Ort sendet, weg von den großen Straßen. Angenehm.

Was dir dabei klar sein muss, dass in Gegenden wie hier, fast jede Abfahrt mit einem Aufstieg zu tun hat.

Ich ließ es geschehen, ich hatte Zeit und schieben finde ich nicht schlimm. Früher hat das immer an meiner Ehre gekratzt. Heute ist mir egal was die Leute denken die mich beim schieben sehen.

Wie ich mir dachte ging es am Ende des Ortes schön in die Höhe. Ich hatte bei der Abfahrt für mich schon beschlossen, dass ich schiebe wenn ich zu sehr strampeln muss.

Diese Gedanken, der beginnende Anstieg und ein paar Bilder einer mindestens achtzigjährigen gebückt hinter ihrem Rasenmäher am Hang gehend Frau waren ein Teil. Es drängte sich der Gedanke zum schieben dazu.

Ohne zu zögern setzte das gerade erwähnte Ego aber ein. Die Stimme in meinem Kopf nutzte etwa folgende Worte: "Du spinnst wohl Alter, diese Frau schiebt ihren tonnenschweren Rasenmäher den Berg hoch und du willst einen auf den Schiebenden machen. Du fährst, das wäre ja peinlich" Boh - ich hörte lieber auf die Stimme. Wer weiß was ich sonst noch alles zu hören bekommen hätte.

Japan scheint viele alte Menschen zu haben, also jedenfalls sieht man viele. Vielleicht sitzen die bei uns nur alle auf dem Sofa.

Hier wird am Wochende so eine Art Cricket gespielt. Auch fahren bestimmt 30 % der Autofahrer noch locker über 75 Jahre. Echt. Vielleicht der Grund warum es hier auf den Straßen so gesittet abgeht.

Wer am Meer lebt hat meistens eine Beziehung dazu. Die meisten hier in den einzigen Orten werden vom Meer leben. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich früh um 07:30 Uhr, zwei um die 80 gegenseitig foppen. Die hatten ihren Spaß das verstand man auch ohne Sprachkenntnisse. Wahrscheinlich haben sie sich gegenseitig vorgestellt wie der andere in seinen hautengen Tauchanzug gekommen ist und darüber gelästert. Da haben Leute zu tun die viel jünger sind. Mich hätte das auch mal interessiert.

Maske auf, Schnorchel rein und ab aufs Meer. Ich hoffe auch mal so alt zu werden und das Leben so zu genießen....

 

08. August / Japan / Junior fit machen.

Das neue Tretlager war verbaut, was ärgerlich war, das war das knacken, Aluknacken hört man so schön. Metall reibt aufeinander und bei Aluminium gibt es dieses Knacken. Wenn ich nicht wahnsinnig werden wollte brauchte ich Fett und musste da noch einmal ran. Der erste Fahrradladen gestern war meiner. Ich schaute im Netz nach und suchte mir den raus, der am besten rüber kam von den Bildern her. Lesen war ja nicht. 

Ein Treffer, ich wollte nämlich auch gleich noch ein neues Lager kaufen. Man weiß nie. Sie hatten sogar das da. Das ist echt selten.

Das Lager und das Fett hatte ich, ich kam aber noch nicht los. Ich müsste noch ein Bild von dem Hund mit den Grünen Socken haben. Und als wir dann ins Gespräch kamen konnte ich nicht los bis jeder in der Rennrad Gemeinde mit auf dem Bild war. Wann ist schon mal ein Deutscher mit dem Fahrrad da.

Das Lager habe ich verstaut und das Fett am Nachmittag noch genutzt. Jetzt ist endlich Ruhe. Das Klacken des defekten Lagers und nun auch das neue Geräusch. Über viele hundert Kilometer keine Schleichfahrt. In 15 Minuten war die Nummer übrigens erledigt. Rad raus, Riemen runter, Kurbel raus, Lager raus. Fett ran und alles wieder einbauen. He he, ich kann es noch...

Hey, ich werde alt; habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ich auch gleich noch das Öl gewechselt habe. Jetzt habe ich erst einmal wieder 5.000 km Ruhe. Den nächsten Wechsel gibt es wohl in Australien. 

 

09. August / Japan / should I stay or should I go

Ich beschloss noch einen dritten Tag zu bleiben. Der Wind der letzten beiden Tage hatte aufgehört aber seit gestern Nachmittag regnete es ohne Pause.

Ich warf mir mein Shirt über die Schulter und schnappte meine Waschtasche. Ab zum frisch machen und auf dem Rückweg an der Rezeption Bescheid geben. Wie ich so mit freiem Oberkörper rüber zu den Waschräumen lief, kam der nette alte Herr von der Anmeldung sich immer wieder verneigen auf mich zu und erklärte mir dass ich gerade wieder in einem Fettnapf stand.  Nicht erwünscht.

Ich war fertig und es hörte auf zu regnen, im Netz stand etwas von einer Stunde.  Bleibst du oder gehst du? Hm. Ich rieb das Zelt schon mal mit dem Lappen ab. Wenn dann wird es nur so trocken. Das Wetter hielt. Ich packte die Taschen.  Das Wetter hielt. Hm, wenn du jetzt alles an den Junior baust musst du auch los. Sollte es jetzt regnen dann ist beim Aufbau alles nass und bei der Luftfeuchtigkeit bleibt das auch so. 

Should i stay or should i go. Das Lied schoss durch meinen Kopf.  Mist du packst. Ich war gerade fertig da tropfte es schon wieder. Egal 

Ich machte mir keine Sorgen mehr. Es waren nur 43 km bis zum nächsten Platz und dort werde ich wohl der einzige Mensch sein. Der Platz an der Landebahn war auch über Nacht leer als das Unwetter einsetze. 

Ja Landebahn, genau, der letzte Platz war nur 100 Meter von der Startbahn weg.  Was meint ihr was das für ein Sound ist in einem Zelt wenn ein Jet in den Himmel geht. Waren zum Glück nur zwei am Tag.

Auf dem neuen Platz war nichts los, ich war ganz alleine. Und ich musste nichts bezahlen. Es war wieder einer der Plätze ohne Dusche und mit einer öffentlichen Toilette. Eine überdachte Waschgelegenheit war vorhanden. Mein Plan ging auf. Alle meine abgesoffenen Sachen konnte ich aufhängen und hoffen,  dass sie trocknen. Ein wunderschöner Platz mit herrlichem Blick von den Klippen ins Meer. Einer der schönsten Plätze der letzten Monate,  aber dass meine Sachen bis morgen trocknen ist wohl Utopie...... 

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