04. & 05. Juni / Inklusion braucht Aktion Tour 2016 / Russland / Was für ein Wetter

Der Wecker, Scheiß. Ich habe noch bis um eins Berichte geschrieben, gepennt gegen zwei und jetzt sollst du schon wieder aufstehen, es ist sieben Junge. Also hoch, du musst machen, wenn du am Freitag nicht auf der Fähre noch Helsinki bist, wird es wohl mit Stockholm nichts, zum Nordkap will ich auf jeden Fall !!!

Gardine zur Seite, wie ist das Wetter? NEIN, der Horror jedes Zweiradfahrers, Regen. Das bedeutet du bist noch keinen Meter gefahren und schon satt. Du musst dir die Regensachen überwerfen und bestimmt noch ein paar Mal die Sachen darunter wechseln bis es endlich passt, nicht zu warm, nicht zu kalt.

Jetzt mache dich erst einmal fertig und gehe zum Frühstück, vielleicht sieht die Welt ja dann anders aus. Und tatsächlich es gab eine Veränderung. Aus Niesel wurde ein ausgewachsener Regen.

Also alle Sachen ans Rad, Schlüssel abgeben, Minibar zahlen und raus in die Welt ohne liebe für den armen Radfahrer der weit von Zuhause weg ist. Ich schob den Junior unter das Vordach und zog mir meine Regensachen an. Was ist das denn ?? Nee oder. Einer meiner Überzieher hatte einen Dreiangel, voll eingerissen, ist bestimmt beim letzten Mal passiert als ich mich in die Büsche am Straßenrand geschlagen habe. Ich ziehe meine Gummischuhe ja immer über meine Turnschuhe, dass die im hohen Gras trocken bleiben. Ich fluchte. Ok, die sind aus Gummi, nen Flicken raus, das geht bestimmt. Bisschen mit Sandpapier drüber, Gummilösung drauf, weiter anziehen und auf die Uhr achten. Nach fünf Minuten Flicken drauf – fertig. Als ob nichts war.

Die Frauen vom Hotel sahen mich mitleidig an, jetzt in den Regen, der Arme. So etwa war ihr Gesichtsausdruck. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, eine Erkenntnis aus meinen Tagen auf dem Motorrad.

Die Straße ist gut, alle großen Straßen bis jetzt. Doch was nutzt dies wenn man nichts sieht. Die LKWs würbeln das Wasser hoch und der Randstreifen ist gerade einmal 40 cm. Daneben ist Sand, der ist bei dem Wetter kaum befahrbar.

So ging das bis gegen drei Uhr, ich versuchte immer auf dem Streifen zu bleiben, fuhr ein Laster zu dicht an mich ran, drückte der Windstoß mich auf den Sand, schnell stoppen bevor sich vielleicht das Vorderrad eingräbt.

Ab drei war es dann hervorragend, Sonne. Es gab sogar ein paar Kilometer vier Spuren und einen Randstreifen von über zwei Metern. Wenn es solche Straßen überall auf der Welt immer geben würde, bräuchte ich keine Radwege. Schneller kommt man nicht voran.

Gegen acht hatte ich wieder erwartend 100 km, es ging dann echt noch zügig, super. Jetzt liege ich, gut versteckt am Straßenrand, im Wald, schreibe und merke wie es wieder kalt wird. Ich bin gespannt wie es noch wird mit dem Wetter, Richtung großes Ziel.

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Die Straße ist ok, ja, gut. Sie sind nur voll, elendig voll. Ich bin ständig auf dem Sprung, angespannt. Wenn Verkehr von vorne ist und auf meiner Seite auch, dann reicht es auf meinem schmalen Randstreifen nicht mehr, ich muss auf den Schotter neben der Straße. Es geht er ist zu 99% fest, aber wehe wenn du mal auf eine Stelle kommst wo loser Sand ist. Im besten Fall hat es das Hinterrad erwischt, der Hintern geht etwas weg. Wenn du mit dem voll beladenen Fahrrad mit dem Vorderrad in losen Sand kommst dann solltest du schnell bremsen und abspringen, so kannst du das Rad wahrscheinlich noch vor dem Sturz retten. Mit meinen Augen erkenne ich solche Stellen in der Regel nicht, ich bin also wie eine Katze ständig zum Sprung bereit. Das ist ansträngend und ich verfluche meine Krankheit, das Leben könnte so schön einfach sein. Aber warum einfach wenn es auch so geht. Es geht – das ist ja wohl das Wichtigste !!!

Weil das nicht ausreichend ist gibt es noch Regen, Regen hebt die Laune, es soll nicht langweilig werden auf den Straßen, eigentlich ist es doch nicht langweilig, der Wochenendverkehr rollt ununterbrochen. Schön zu sehen, dass es in anderen Ländern nicht anders ist. Wasser von oben Wasser von der Seite, zum Glück hast du gutes Regenzeug.

Eine Fata Morgana; Ein Radfahrer mit einem zweispurigen Hänger, das träumst du. Wir sehen uns, wir grüßen uns, wir können aber nicht auf die andere Straßenseite. Wir befinden uns auf einer Brücke und er hält mit seinem Hänger den ganzen Verkehr auf. Wo ich auf den Seitenstreifen fahre muss er die Straße nutzen, auf der Brücke ist nicht genug Platz, wir können nicht miteinander reden. Seit Wochen der erste Radreisende und es besteht keine Chance, ich fluche innerlich. Das sind die schönsten Momente wenn du weit ab von den Radwegen dieser Welt bist, wenn du da mal jemanden triffst dann bist du glücklich, überglücklich. Es hat nicht sollen sein…..

Die Polizei ist am Wochenende immer am Autos anhalten und kontrollieren, das habe ich jetzt schon gut beobachten können, sie stehen irgendwo und halten ihre Laserkanonen aus dem Fenster, sieht aus wie in der Staaten. Am witzigsten ist aber, dass am Straßenrand immer Attrappen stehen von Polizeiautos, viele Autofahrer fallen auch darauf rein, sie fahren langsamer. Können diese Dinger nicht überall stehen, der Verkehr ist dann viel angenehmer.

Da steht wieder die Polizei und kontrolliert, siehe an, selbst Regen hält sie nicht ab. Sie haben auch gute Regenkleidung, Mäntel die fast bis auf die Erde gehen und mit Neongrün im oberen Bereich, man kann sie schon vom weiten leuchten sehen.

Ich radelte wieder munter drauf zu, er hatte zu tun, bis ich kurz vor ihm war. Der Beamte, sind das hier überhaupt Beamte, schickte den Autofahrer kurz bevor ich ankam gerad los.

Er hatte wohl nichts weiter vor, denn nun war ich dran, das hatte ich auch noch nicht. An solchen Kontrollen haben sie mich bis jetzt immer nur mit großen Augen angesehen, der hier hält dich an, im Regen, weil es ja nicht schon schlimm genug ist zu fahren, nee, jetzt sehen wir noch und unterhalten uns mit Händen und Füssen.

Er erzählte mir was, hm, ich verstehe dich nicht. Ich lies meinen Standardsatz los, dass ich nichts verstehe und aus Deutschland bin. Jetzt machte er große Augen. Und nun? Ich dachte das war es jetzt, nun war sein Interesse aber erst geweckt. Er suchte nach Worten. In sehr gebrochenem Englisch fragte er ob ich englisch spreche. Ich sagte einfach mal >>Ja<< Er nickte und suchte wieder nach Worten. Er musste selber lachen, wir lachten beide. Er fragte wo ich her komme und wo es hin geht. Als ich ihm geantwortet hatte war er erst recht gespannt, er wollte noch mehr wissen von mir, sein Wortschatz war aber zu klein. Um die Zeit zum überlegen zu überbrücken, fragte er nach meinem Pass. Ich zeigte im diesen, er nickte nur und suchte angestrengt nach Worten. Es wollte nicht recht ein Gespräch zustande kommen. Dieser junge Typ in Uniform wollte mehr wissen, das sah man ihm an. Es ging nicht. Er gab mir meinen Ausweiß und wünschte mir eine gute Fahrt. Schade, eigentlich wäre es cool wenn man alle Sprachen sprechen könnte, es gehen so viele Gespräche an einem vorüber.

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