10. - 12. März. / Seh- und gehbehindert: Mit dem Pino von Berlin nach Tokio

Inklusion rockt & rollt / Polen

10. März kurz vor Posen 

Verabschiedung von Harald: der letzt Tag an dem wir nicht alleine starten. Harald fährt heute zurück, wir haben noch 10 km bis zum Bahnhof in Posen. 

Es gibt in Polen viele Autostädte, man erkennt sie gut daran, dass es viele Tunnel und Fußgängerbrücken gib, Radfahrer werden auf Bürgersteig verbannt und Ampeln für Fußgänger sind oft so blöd angelegt, dass du nicht direkt rüber kommst sondern über drei Ecken musst. Ach und in Polen sind oft am Straßenrand Geländer die verhindern, dass Fußgänger einfach die Straßenseite wechseln ohne noch ewig zu einem Übergang zu laufen. Bloß nicht dem Auto etwas wegnehmen. 

Wir kamen langsam voran, quälten uns durch den zähen Verkehr, der Bahnhof war nach einer Stunde erreicht. Ein riesiges Kaufhaus ist praktisch der Eingang zum Bahnhof, also von der einen Seite. Gut für uns, ich wollte noch eine Telefonkarte holen, wir navigieren mit dem Internet und müssen viele Bilder laden. Mein Guthaben aus Deutschland kann ich nutzen aber erfahrungsgemäß reicht es dafür nicht. Wir wollten gleich Jürgens Handy checken lassen, es startet nicht mehr. Wir hätten es aber zwei Tage da lassen müssen, haben es auf Warschau verschoben. Da kommen wir Freitag an und Montag geht es weiter. 

Ein Flaschenhalter ist gebrochen, wir sind gerade mal wieder einen schlecht abgesenkten Bordstein runter, das kommt bei den Radwegen noch dazu, du wirst nicht nur gezwungen dir den Gehweg zu teilen, nee die Ab-bzw. Auffahren haben auch noch Kanten. Nicht nur für die vollbeladene Twinni schlecht sondern auch für Rollifahrer. 

Es lief, nachdem sie Stadtgrenze hinter uns lag gut bis da haben wir aber echt geflucht, Radwege die in Unterführung münden, und fertig, oder sie gehen Treppen hoch, ein Lastenrad wäre hier fehl am Platz. Wo neu gebaut wird entstehen oft gute Radwege aber am alten Bestand ist auch hier noch viel zu machen. Endlich lief es, die Straße war gut, leichter Rückenwind., ich weiß nicht was mich ritt, ich vergaß eine altes Sprichwort "Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben". Meine Aussage war, dass wie die nächsten 20 km, trotz schwerer Beladung wohl in einer Stunde geschafft haben, das ganze endete auf einer Schlammpiste. Schieben aussitzen fahren, schieben duch Matsch latschen, über Felder hoppeln, weil der Weg praktisch eher ein Schlammbad ist und auch mal eine Pause. Das er Bike kippte um und der Gepäckträger in der Mitte, den habe ich selbst entworfen, hatte sich gelöst, alles ab, Schrauben nachgezogen, das gleiche Spiel. Da ist wohl ein Gewinde ausgerissen, Mist. Da kümmere ich mich in Warschau drum. 

Durch diese blöde Aktion mit dem Weg haben wir viel Zeit verloren, die fünf Kilometer haben uns eine Stunde gekostet. Wir sind fast ins Dunkel gefahren, hatten dann aber ein Hotel im Netz entdeckt. Leider gab es dort keinen Platz für Twinni und wir zogen ein Hotel weiter. Glück im Unglück, es war besser, preiswerter und Twinni steht vor der Rezeption Im Schaufenster als wäre sie ausgestellt. 

Abendessen - gute Nacht John-Boy 

 

11. März Richtung Warschau

Rückenwind, wir haben 26 km/h Rückenwind. Nicht leicht seitlich oder nur etwas schiebend - voll von hinten. Wenn bei solchem Wind genau die Windgeachwindigkeit hast, in dem Fall 26 km/h dann is es als ob es windstill ist. Nur an Bäumen und Gräsern siehst du, dass sich was bewegt.

Stehenbleiben darfst du nicht, dann ist der Wind echt kühl, sonst war es echt schon warm, so warm, dass ich meine leichte Daunenjacke gegen die Ragenjacke tauschte. Diese nutzte ich so über meinem Merinowolle-Shirt als Windstopper. Die Mütze musste auch einem Hut weichen, wird es langsam Frühling?

Hier auf der Schnellstraße 92 haben wir zu 85 %einen Standstreifen, besser geht es nicht, na weniger Lärm wäre schön.

Wir fliegen förmlich, ätzend sind nur die Verzögerungen an Kreisverkehr vor Städten. 

Aufgrund unserer echt gut gefahrenen Kilometer waren wir zuversichtlich auch noch einen Ort weiter zu kommen. Tags zuvor hatten wir uns das angesehen und beschlossen dorthin zu fahren wenn alles gut läuft. Es lief wir am Schnürchen und so haben wir 148 Kilometer gemacht. Jürgen staunt was so geht glaube ich. Als ich vor der Tour immer sagte 100 km am Tag sollten wir locker schaffen da sagte er immer 80 sind ja auch schon gut. Jetzt ist er glaube schon einen Schritt weiter.....

 

12.März weiter Richtung Warschau

Ich habe verschlafen, Jürgen ist wie jeden Morgen schon beim Frühstück, ich kann morgens nichts essen wenn ich auf Radreisen bin, ich werde faul und komme nicht in Tritt. 

Jetzt aber schnell waschen, anziehen, packen ist alles eins und  so habe wir nur acht Minuten verloren. Ich bin gestern Abend einfach eingeschlafen, 148 km sind also auch mit Rückenwind nicht wenig. 

Das Bike rollt, immernoch kommt der Wind so, dass wir geschoben werden, jetzt mehr seitlich aber günstig. Für Stopps solche ich nach Stellen die etwas windgeachützt sind, stehst du voll im Wind wird es schnell kühl. 

Wir fahren wieder auf kleineren Straßen und hoffen, dass das nicht wieder irgendwo im Sand endet, natürlich endet es im Sand, wir haben Zeit und versuchen was geht. Tiefer Sand der zum Glück trocken ist fürt und etwa drei Kilometer über Felde, der Wind pfeift. 

Bloß zurück zu den großen Straßen, und jetzt immer schön da bleiben. 

In Asien habe ich auf 4 500 km nur einmal die Straße verlassen. Überall ist roter lehmiger Boden, du kannst kaum schieben weil das zeig an den Reifen kleben und du rutschtst wie auf Schmierseife, nur nie die Straße verlassen. Das gilt glaube überall, alles was nicht für diese tolle Autowelt gemacht ist ist Nebensache.

Nach 100 km hatten wir echt Schwein, wir wollten so uns so nicht weiter fahren, sind etwa 30 km vor Warschau. Das Glück bestand darin, dass wir dem Wetter, was jetzt zu dem echt starken Wind auch noch fette Regentropfen lieferte, entkommen konnten.

Wir waren auf der Suche nach einem Hotel, gerade hatten wir ein Motel am Straßenrand gesehen, es war in die Jahre gekommen, da wollte ich uns nicht unterbringen. 

Die riesigen Tropfen machten mir die Entscheidung leicht, wir drehten. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten schlimmeres erleben ist mein Trost und ich liege in meine Schlafsack.

Gute Nacht John-Boy

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Kommentar von Harald |

War toll mit Euch, vom Brandenburger Tor bis Poznan zu fahren. Sicher, es war viel Verkehr, aber alles andere ist riskant. Mein Fahrrad hat sich auch über den Auslauf gefreut. Immer nur zur Arbeit und zurück - langweilig. Das wird es Euch während Eurer Reise wohl nicht werden. Gute Fahrt!

Kommentar von Jean-Claude |

Schon bis nach Polen. Da habt ihr es ja nicht mehr weit. Haltet durch und weiter gute Fahrt. Und keine Angst vor Wölfe!

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